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An Carl Fürst Lichnowsky

[Concept.]

[23. Januar.]

Ew. Durchlaucht

haben mich des Jahrs, das mir das Glück Ihres Wohlwollens verschaffte und in welchem ich so manches Erfreuliche durch ihre Ermittlung genoß, mit einer Nachricht überrascht, die mich in Entzücken setzten mußte. Sie kündigen mir ein huldvolles Merkzeichen an, woraus mir die Gewißheit werden soll, daß unsere allergnädigste Kaiserinn sich eines zwar entfernten aber gewiß, so sehr als die nahen, anhänglichen und devoten Dieners erinnern will. Wenn Ew. Durchlaucht bisher meiner gütig und gnädig gedacht, so setzen Sie ja nunmehr noch diese wohlthätige Gesinnung fort und drucken gelegentlich, da Sie meine Empfindungen und Gesinnungen kennen, auf eine gehörige Weise dasjenige aus, was so natürlich ist und wozu ich doch keine Worte finde.

[24] In diesen Tagen besuchte uns der Erbprinz Von Oldenburg, welcher gerade von Wien kommend und unsere Ergebenheit und Anhänglichkeit für die vortreffliche Monarchinn theilend, mit sehr viel Eifer und Lebhaftigkeit ein Gespräch fortsetzte, welches der Herzog mein gnädigster Herr veranlaßt hatte, und woran Theil zu nehmen, man mir die Ehre erzeigte.

Das gegenwärtige abzusenden habe ich einige Wochen aufgeschoben, so wie auch das beyliegende Schreiben an des Herrn Grafen von Althan Excellenz. Ich dachte zugleich die Ankunft des sehnlich erwarteten kostbaren Geschenks zu melden; allein da es bis jetzt noch nicht angelangt, so will ich meine dankbare Freude nicht länger zurückhalten, und Ew. Durchlaucht von meiner fortdaurenden, immer gleichen, ja durch diese neue Begünstigung noch mehr erhöhten anhänglichen Gesinnung wenigstens mit Worten zu überzeugen suchen, bis ich in Erwiederung etwas Gefälliges und Erfreuliches leisten kann.

Zu dem neulichen Verzeichnis wären noch Hebels Allemanische Gedichte zuzusetzen, welche auf alle Weise verdienen, unter unsern deutschen Werken beachtet zu werden. Was die Prosaisten betrifft, so ist freylich die Aufgabe schon etwas weitläufiger und schwieriger, auch kommt man eher in Gefahr sich einer Auslassungs- oder Parteylichkeitssünde schuldig zu machen; doch hoffen wir uns auch dieses Auftrags schuldigst zu entledigen.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1811. An Carl Fürst Lichnowsky. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9C6B-5