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An den Großherzog Carl August

[Concept.]

Ew. Königlichen Hoheit

statte vorerst verpflichteten Dank ab für die bunten und lustigen Carlsbader Ansichten. Das große Blatt hat viel Verdienst, es konnte auf diesen Grad nur einem Opitz gelingen; die guten Fürstenkinder haben sich sehr daran ergötzt und es brauchte einige Zeit, die sämmtlichen Figuren und Köpfe zu mustern.

2. Lege ein besonderes Anliegen des Professor Kosegarten nur vorläufig dar: es befindet sich nämlich unter den arabischen Handschriften der Universitäts-Bibliothek zu Leyden die größte und berühmteste Sammlung alter arabischer Dichtungen, die große Hamâsa, enthaltend 656 Seiten in groß Quart mit einem vollständigen Commentar des Scholasten Tebrîsi.

[225] Fragt sich, ob Ihro Königliche Hoheit nicht abgeneigt wären, bey Ihren bedeutenden allgemeinen Connexionen, dieses Werk auf einige Zeit anher zu zaubern. Kosegarten verspricht sich und uns davon Nutzen und Ehre gränzenlos.

Zu einer solchen, wie mich dünkt etwas starken Prätention werden aber jetzt die Gelehrten verleitet, durch eine wechselseitige, sonst unerhörte Liberalität, wie mir die wichtigsten Fälle bekannt sind, und daher kommt auch diese kühne Bitte. Weisen Ihro Hoheit die Sache nicht gleich ab, so lege ein umständliches Promemoria vor, wodurch das Werk näher bezeichnet und die Bitte motivirt wird.

Um ein Beyspiel von jener oben gerügten Facilität zu geben, so haben die Heidelberger von den Manuscripten, die aus Rom gekommen sind, in dieser kurzen Zeit schon auswärts verborgt.

3. Dieser wichtigen Angelegenheit schließe eine etwas leichtfertigere an. Die Bleistiftzüge jenes indischen Gauklers habe Kosegarten vorgelegt, er erkennt sie für wirklich tamulisch, doch möchte der in allerley Künsten bewanderte Orientale, bey der unerwartet an ihn ergangenen Anforderung, das, was ihm, aus seiner Jugend, von Alphabet und sonstigen Schreibeübung im Gedächtniß geblieben, angebracht haben. Der Name Hummel jedoch scheint sich bey näherer Betrachtung zu bewähren.

4. Vergessen darf ich nicht, daß schon vor einiger[226] Zeit der Hofbildhauer Kaufmann mich angegangen, ihm bey Ihro Königl. Hoheit einen abermaligen Urlaub für Berlin zu bewirken, wo er, bey seinen dortigen Geschäften, auch nach Höchstdero Befehle und Absicht mitzuwirken verspricht.

5. Hiebey gedenke eines Mechanicus Bohne, welcher sich in Weimar aufhält; er hat mir einige wohlgearbeitete und brauchbare Instrumente vorgewiesen, vielleicht haben Höchstdieselben schon nähere Kenntniß von ihm. Ich erwähne seiner nur, da man zu kleineren Arbeiten und Reparaturen eine solche mittlere Person braucht, ob vielleicht Ew. Königl. Hoheit nicht unangenehm wäre, einen solchen untergeordneten Arbeiter zunächst bey Sich zu wissen, da bey der Vielthätigkeit unseres guten Körners manches Wünschenswerthe nicht zur Ausführung kommt.

6. Beyliegendes Promemoria von Posselt wird Ew. Hoheit Freude machen. Wenn auch der strengere Beobachter mit diesen Berechnungsversuchen nicht zufrieden seyn kann, so ist doch, dünkt mich, schon viel gewonnen, weil ja überall nur Annäherung stattfindet und bey solchem Vornehmen immer ein Versuch auf einen andern hinweist.

7. Alles, was von Hüttnern die Zeit her angekündigt worden, ist auch angelangt, nur sind die letzten Bände der Linnéischen Societät noch unterwegs. Die Zeitungen sind in das Industrie-Comptoir gegeben[227] worden und die Bücher nach Maaßgabe vertheilt. Hierüber, daß eine Controlle bey der Rechnung sey, werde genauere Kenntniß zu geben nicht verfehlen.

8. Mit Doctor Bran ist auch alles in der Ordnung, von ältern Büchern hat er nur noch zwey, so wie von den neuern eins in drey Bänden. Mögen Höchstdieselben mir auch künftighin diese Bücher unmittelbar zusenden, ohne daß sie vorher auf der weimarischen Bibliothek eingetragen werden, so würde man mancher Nachfragen und Anmerkungen überhoben seyn. Ich halte genaue Liste, und wie ich die Bücher von Bran zurück erhalte, werden sie dorthin gegeben und eingetragen.

9. Möge beyliegendes Heft Höchstdieselben wenigstens theilweise interessiren! Und wollten solches gelegentlich an Mylius in Mailand spediren lassen, welcher meine gute Meinung vom Grafen Carmagnola weiter zu befördern wohl die Gefälligkeit hat. Wenn ich nicht irre, liest der Dichter Manzoni selbst das Deutsche.

Jena den 15. September 1820.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1820. An den Großherzog Carl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9C96-1