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An Jakob Friedrich von Fritsch

Ew. Excellenz

haben meinen ersten Brief so gütig aufgenommen, daß ich für den zweyten wohl ein gleiches Glück hoffen kann. Möge die Nachkur welche Dieselben angefangen haben, allen Ihren und unsern Wünschen entsprechen und Sie zur guten Stunde recht wohl und vergnügt zurücke kehren.

Rath Ludekus hat würcklich wunderbare Sachen erzählt und ich freue mich von Ew. Exc. mehreres und näheres zu hören.

Der Todt Herzogs Carl von Meiningen wird Dieselben wie jedermann wohl auch frappirt haben, seine Constitution versprach ihm kein langes Leben auch nur äußerlich anzusehen, und da nun gar die Secktion den Schleyer aufgehoben hat, so wird dieses noch gewisser. Demohngeachtet hätte er sich länger erhalten können. Er beschleunigte die tödtlichen Würckungen seiner Übel durch falsche Behandlung seines Körpers, und lies sich von den seinigen nicht einreden. Leider geht es solchen Naturen wie Leuten die einen bösen Magen haben, je schlimmer er wird, je größer wird die Lust ihn noch mehr zu verderben.

Unsre gnädigsten Herrschaften sind allerseits wohl und vergnügt.

Serenissimus haben seit ihrer Zurückkunft ziemlich [29] bey uns ausgehalten. Der Fürst von Dessau war auf seinem Weege nach Hause einige Stunden hier, und Durchlaucht der Herzog fuhren mit ihm bis Naumburg. Seit einigen Tagen wird ein großer Stein im Rathsbruche in Bewegung gesetzt der irgendwo zur Verzierung eines Platzes aufgestellt werden soll; die mechanischen Operationen bey dieser Arbeit unterhalten einen Geist dem es an sinnlicher Beschäftigung nicht fehlen darf, wenn er nicht Unmuth und Langeweile empfinden soll.

Serenissima dagegen richten ihre Spaziergänge ganz in die Stille, sind dabey munter und scheinen zufrieden.

In Tiefurt haben die dramatischen Musen eine Erscheinung gemacht; vielleicht unterhält diese Kleinigkeit die Frau Geheimde Räthin, der ich mich bestens empfehle, einige Augenblicke, ich lege deswegen ein Exemplar des Stückchens bey.

Prinz Constantin hat befohlen seine Pferde zu verkaufen und seine Leute abzudanken, es scheint als wenn er seinen Aufenthalt in fremden Landen verlängern wolle.

Unser Prinzesschen endlich wird täglich artiger und zeigt einen sehr lebhafften Geist.

Da ich nun die Fürstliche Familie der Ordnung nach durchgegangen bin, so glaube ich die Vermehrung nicht übergehen zu dürfen, welche der Familie unsers guten Herrn Collegen bevorsteht. Das Beyspiel [30] der Kinder hat die Eltern aufs neue belebt, und ich bereite mich schon zu der bevorstehenden Gevatterschafft.

Die Angelegenheiten unsers kleinen Staates gehen so sachte vor sich hin. Ich unterhlalte Ew. Exc. nicht davon, sondern werde mir nach Dero Wiederkunft über Verschiedenes ein kurzes Gehör erbitten.

In allem wird die, von Ew. Exc. mir zugesicherte Gunst eine der ersten Triebfedern seyn mich selbst täglich zu bearbeiten, und indem ich mich verbessere mich nützlicher zu machen. Möge Ihr Wohlseyn, Zufriedenheit und die gute Meinung von meinem besten Willen und den aufrichtigsten Gesinnungen sich immer gleich erhalten, und ich zu meiner Aufmunterung, manchmal davon versichert werden.

Die mir aufgetragenen und ausgerichteten Empfehlungen werden bestens erwiedert. Der Raum nötigt mich abzubrechen und mich zu unterzeichnen

Ew. Excellenz

ganz gehorsamster Diener

Goethe.

Weimar d. 5. Aug. 1782.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1782. An Jakob Friedrich von Fritsch. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9CFD-C