17/4808.

An Ferdinand von Lamezan

Hochwohlgeborner Freyherr.
Hochgeehrtester Herr.

Ew. Hochwohlgeb. erstatte meinen lebhaftesten Dank, daß dieselben mich mit einer so zutraulichen Anfrage beehren und zugleich ein fortgesetztes angenehmes Verhältniß zusichern.

Wenn ich bey einem jeden Geschäfte dieser Art mich sehr gern, so weit meine Einsichten und Kräfte reichen, mit Rath und That willig finden lasse, so wird mir bey dem gegenwärtigen ein ernsterer Antheil um so mehr zu Pflicht, als ich selbst dem unschätzbaren Manne, von dem die Rede ist, wegen eigner Bildung und Förderung, ein Denkmal zu setzen Ursache hätte.

Indessen erlauben Ew. Hochwohlgeb. daß ich, als ein von manchen Seiten bedrängter, mich über diese Angelegenheit so kurz und möglich erkläre, [10] und haben die Güte was etwa zur Form und sonstiger Verknüpfung gehören möchte, gefälligst zu suppliren.

Unter allen Denkmalen, die einem bedeutenden Manne gesetzt werden können, hat freylich das plastisch-ikonische den Vorzug; allein welch ein Auf wand, welch eine Zeit welch eine Gelegenheit wird hierzu nicht vorausgesetzt! Nur der, dem die Ausübung der Majestätsrechte zusteht, darf ein solches Unternehmen denken.

Die plastisch-architektonischen Monumente, wie z.B. das Geßnerische bey Zürch, sind gleichfalls großen Schwierigkeiten unterworfen, die ich, wenn es erfordert würde, darzulegen bereit wäre.

Die pur-architektonische find vor der Nullität kaum zu schätzen: die dabey anwendbaren Formen sind schon so durchgebraucht, daß ein sehr genialischer Künstler und reiche Unternehmer vorausgesetzt würden, um etwas für den echten Geschmack nur einigermaßen Erfreuliches zu leisten.

Mit Vergnügen habe ich daher aus Ew. Hochwohlgeb. Schreiben ersehen, daß es Ihnen und Ihren werthen Herrn Commitenten nicht unangenehm seyn würde, wenn man den Vorschlag zu einer Medaille thäte.

Wollten Sie daher wohl die Güte haben mir vor allen Dingen anzuzeigen: ob sich die Gesellschaft wohl auf eine Schaumünze zu fixiren geneigt wäre? Möchten Sie die Summe bestimmen, die Sie als Preis auszusetzen [11] gedächten; so würde ich Anschläge, Vorschläge u.s.w. bald zu überschicken im Stande seyn.

Die großen Vorzüge welche, unter den gegebenen Umständen, ein solches Monument vor anderen hat, werden alsdann gleichfalls zur Sprache kommen.

Der ich um Vergebung verspäteten Antwort, sowie des Gebrauchs einer fremden Hand, angelegentlich bittend, mich mit besonderer Hochachtung unterzeichne

Ew. Hochwohlgeb.

Weimar

ganz gehorsamster

d. 12. Jan.

Diener

1804.

J. W. Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1804. An Ferdinand von Lamezan. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9D23-E