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An Carl Ludwig von Knebel

[8. Mai.]

Hier schicke ich dir die Hexameter und Pentameter des Heräus, auf welche man wohl nicht eifersüchtig zu seyn braucht. Wenn es Amorn gefällt; so regalire ich dich beym nächstens Wiedersehen mit einigen Späßen im Antikern Styl. Ich kann von diesem Genre nicht laßen, ob mich gleich mein Heidenthum in wunderliche Lagen versetzt.

In Jena mags wohl sehr schön seyn, da unser Thal schon lieblich ist. Reichard hat mir wohl gethan und sein Psalm, den wir am letzten Tag probirten ist recht brav.

Nun erwarte ich den Baukünstler und hoffe von dem auch viel zu lernen. Mir ist nur lieb daß ich in allen Kunst Ideen auf dem rechten Weg bin und daß ich hoffen kann in Kenntniß und Ausübung noch vorwärts zu kommen. Lips hat mir zugeschrieben, nun bin ich auf künftigen Winter geborgen. Vor Herbst wird er wohl nicht kommen.

Ich danke dir für deinen Brief. An Tasso muß ich nun es koste was es wolle. Bey euch mag es sehr schön seyn, es ist aber doch nicht artig daß du jetzt weg bist. Ich war einigemal im Begriff zu dir zu gehen und dich einladen zu lassen. Frage doch Batsch ob einliegende Blätter nicht Tussilago farfara sind. [111] Es scheint mir dasselbe Geschlecht als die Pflanze vom Adriatischen Meere. Ich habe an den Blättern dieses Gewächs, das immer mastiger treibt, zu bemercken geglaubt, daß sie sich vorwärts und rückwärts nach einander sehnen und wenn sie sich erreichen können sich einander ergreifen sich umrollen und gleichsam festhalten.

Grüße alles und lebe wohl. Schreibe mir manchmal. Heute geb ich einen großen Thee im Garten. Es ist auch sehr schön in meinem Thale.

Ein Versuch in Hendekasylben hat noch nicht gelingen wollen, ich will nicht nachlaßen biß ich in diesem Genre dir auch etwas zu Danck mache.

Lebe wohl. Indessen ist ein Nagelneues Erotikon angelangt. Adieu.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1789. An Carl Ludwig von Knebel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9D31-E