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An Friedrich Schiller

Herzlichen Dank für das Andenken das Sie meinem Geburtstag widmeten, und schon für den Gedanken daß Sie mich hätten besuchen mögen. Der Tag ist mir zerstreut und fruchtlos hingegangen, ich hoffe mich bald in Ihrer Nähe zu sammeln. Hygin [260] hat mir auch, so oft ich ihn aufgeschlagen, Freude gemacht, es wird mir sehr lieb seyn ihn einmal im Ganzen mit Ihnen durchzugehen. Auf die Argonauten hatte ich auch immer ein Zutrauen, und nach der neuen Lehre, da man von der Epopé keine Einheit fordern will, wäre das Sujet seiner rhapsodischen Natur nach äußerst bequem. Es liegen herrliche Motive darinn und gewiß ließen sich noch manche daraus entwickeln.

Freytags will ich nun die letzten Hefte des Manuscripts abschicken. An der Einleitung habe ich noch manches gethan, das ihr hoffentlich nicht schaden soll, und würde immer noch mehr daran ausputzen, wenn ich sie nicht fortschicken müßte. Nun geht aber eigentlich eine neue Ansicht der Dinge an, denn schon in den Aushängebogen hat das Wesen eine andere Gestalt als in dem Manuscripte. Ich hoffe es soll nicht fehlen gleich aus den vier ersten Stücke eine Art von harmonirender Composition zu machen. Wenn wir nur noch etwas dazu von Ihnen erhalten könnten das weiter hinausdeutete. Der Druck zum Almanach nimmt sich recht artig aus, freylich fordert die kleine Schrift sorgfältigen Druck und glattes Papier.

Es freut mich daß die Herren Conz und Bürde ein wenig liederlich werden und sich an verbotnen Liebschaften ergötzen, wenn ich es noch von Matthisson erleben könnte würde es mir noch größern Spaß [261] machen. Es ist curiös, wie sich die Leute vor gewissen An- und Nachklängen nicht retten können. So tönt der alte Hexenmeister in der alten Wundergerte doch einigermaßen nach.

Vielleicht erhalten Sie gegen das Ende doch noch etwas von mir.

Der Deckel ist fertig und man wird nun sehen wie es mit dem Aufhöhen und Aufputzen der Zierrathe gehen kann. Sie sollen ehestens davon ein Pröbchen haben. Leben Sie recht wohl und fleißig, indem ich auch mich hier loszuarbeiten suche. Die erste Hälfte Septembers möchte ich gar gerne bey Ihnen zubringen.

Nutzen Sie das neue Verhältniß zu Fichten für sich so viel als möglich und lassen es auch ihm heilsam werden. An eine engere Verbindung mit ihm ist nicht zu denken, aber es ist immer sehr interessant ihn in der Nähe zu haben.

Weimar am 29. Aug. 1798.

G. [262]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1798. An Friedrich Schiller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9E87-4