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An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Ew. Wohlgeb.

sende den interessanten Brief dankbar zurück. Das an mich angekündigte Schreiben ist indessen auch angekommen. In dem Briefe an Ew. Wohlgeb. erscheint der Freund als Staats- und Weltmann und hat als ein solcher völlig Recht; denn es ist ja seine Pflicht, für den Augenblick, für eine gewisse Seite, um nicht Partey zu sagen, zu handeln und zu schreiben und eine ähnliche Handels- und Schreibensweise auch von denen zu erwarten, mit denen er in irgend eine Verbindung tritt. Der Literator aber, mehr noch der [128] Leiter eines literarischen Instituts wie das Ihrige, befindet sich in einer ganz andern Lage: er kann da ruhig seyn, wo jener unerträglich findet; ja er soll sogar nach meiner Überzeugung entgegengesetzte Parteyen reden lassen und dabey nur das Amt eines weisen Sprechers, wie im englischen Parlament, vertreten, welcher dazu da ist, im leidenschaftlichen Falle die Redner zur Ordnung des Tages zurückzurufen. Soviel diese Äußerungen, welche Sie gewiß mit Freundlichkeit und Klugheit erwiedern werden.

Erinnere ich mich recht, so sprachen Sie in einem frühern Briefe, der mir nicht zur Hand ist, von einem Bauverständigen, den Sie mir einmal bringen wollten. Sie mit ihm bey mir zu sehen, würde mir jederzeit angenehm seyn, nur wünschte ich von Ihrer Ankunft unterrichtet zu seyn.

Wenn ich sonst mit noch manchem zurückstehe, so verzeihen Sie: ich hoffe nach und nach meine Schulden abzutragen.

Weimar den 29. April 1806.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1806. An Heinrich Carl Abraham Eichstädt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9EC2-D