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An die Hoftheater-Commission

Die Papiere wegen des erforderten Berichts kommen hierbey zurück. Ich habe dabey folgendes Bedenken.

Wir dürfen es nicht aufkommen lassen, daß die Mitglieder des Theaters sich als einen Körper ansehen, [258] der ohne die Commission, die ihr Haupt ist, bestehe. Wie kann einer für alle unterschreiben? und wie legitimirt er sich zu seinem Auftrag? Auf diese Weise können drey, vier zusammentreten und Gott weiß was für Vorstellungen und Prätensionen machen. Allenfalls möchte es angehen, daß sie einen gemeinsamen Wunsch durch den Regisseur an die Commission brächten, der in solchen Fällen wohl als Mittels-Person angesehen werden könnte.

Um kurz über diese Sache hinauszukommen; so würde ich Herzogliche Commission ersuchen, den intentionirten Bericht, mit Weglassung des von mir durchgestrichenen Einganges und Schlusses, in Form eines Voti, abschreiben zu lassen. Erhielte ich dieß, so würde ich mich über den Modum, ohngefähr wie vorsteht, gleichfalls durch ein Votum erklären; man machte ein kleines Acten Fascicul und bezög' sich darauf in einem ganz kurzen Vortrag an Serenissimum. Dadurch würde der geforderte Bericht erstattet, die Unschicklichkeit des eingereichten Schreibens gerügt, und man verwahrte sich für die Zukunft. Ich müßte mich sehr irren, wenn wir nicht zeitig dazuthun, so sehen wir noch mehr solche Exhibita, welche zu gar unangenehmen Verhältnissen Anlaß geben können.

Jena den 29. April 1810.

G.


N. S. Vielleicht spricht Herr Rath Kruse ein Wort über diese Sache mit des Herrn Geheimenraths von[259] Voigt Excellenz, damit man sie nach Analogie andrer Departements besser beurtheile. Ich möchte nicht gern ombrageus erscheinen; aber unsre Theater-Angelegenheiten weichen immer einmal gelegentlich aus dem Gleise, so daß man nicht aufmerksam genug seyn kann, um sie dahin wieder zurückzuführen.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1810. An die Hoftheater-Commission. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9EF3-1