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An den Prinzen Friedrich von Sachsen-Gotha

[Concept.]

[6. März.]

Daß Ew. Durchlaucht ich nicht früher auf ein so gnädiges Schreiben, auf eine so gehaltvolle Sendung und auf das dankbarlichste geantwortet, will ich nicht entschuldigen, da ich das gegenwärtige mit der sonderbaren Paradoxie anfangen muß, da ich es ungern absende. Denn mein bester Vorsatz war, in diesen Tagen die versprochene Szene zu vollenden und sie Ew. Durchlaucht zum Beweis meiner erkenntlichen Verehrung einzureichen. Aber die Zerstreuung war so groß, daß ich mich an des Ufer jener einsamen Insel im Geiste nicht versetzen konnte: denn einsam stell' ich mir sie vor. Armida hat vor Verdruß über [56] den Abtrünnigen schon Pallast und Garten zerstört, ist auf und davon gegangen und hat den Reuigen zwischen Felsen und Meer zurückgelassen. So wüßte nun auch die Gegend ist, so hält sie ihn doch noch fest, und er hat Zeit sein vergangenes Glück zu recapituliren, indessen ihn seine Gefährten, deren ich ihm einige mehr zutheile, um ein gutes Chor zu erhalten, zur schnellen Abreise vergebens anmahnen.

Dieses wäre das Programm; es scheint mir günstig für eine Scene, die nur von einer Solostimme, begleitet durch Chor, soll ausgeführt werden. Vom Componisten hängt es ja ohnedem ab, inwiefern er die Glieder des Chors auch einzeln oder zu zwey will eintreten lasse, um Duett- und Terzetttheile zu bilden. Misfällt der Gegenstand Ew. Durchlaucht nicht ganz, so hoffe ich ehstens damit aufzuwarten.

Dem braven Maestro bitte mich bestens zu empfehlen. Er hat mir durch die Mitheilung der Bändchen großes Vergnügen gemacht. Ich wünsche die Erlaubniß sie noch einige Zeit zu behalten: denn verschiedenes muß nothwendig daraus abgeschrieben werden. Die Gewürze werden jeden Tag theurer; deswegen ist es ganz angenehm dergleichen Verslein statt Pfeffers und Ingwers, ja vielleicht noch als stärkere Ingredienzien unserer Genüsse zu gebrauchen. Denken Ew. D. nicht darum übler von mir und erlauben mir die Hoffnung, Sie immer als meinen gnädigen und nachsichtigen Herrn wieder zu finden.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1811. An den Prinzen Friedrich von Sachsen-Gotha. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9F28-3