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An Christian Gottlob Voigt

Ew. Exzellenz

schöne und mannigfaltige Mittheilungen wüßte kaum mit etwas mehr als einem herzlichen Danck zu erwiedern: denn alle menschliche Mittheilung ist so ziemlich still um uns her, dagegen alles Thierische[145] was sich auf Feldbau bezieht in steeter Bewegung sich ergeht, brüllt, bät, meckert und klappert. Wenn man aber auch bedenckt was die guten Bürger von Tennstedt um eine so große 9000 Acker enthaltende Flur zu begatten, geschäftig seyn müssen; so lobt man an ihnen die Sorgfalt für ihre Heerden im Ganzen und im einzelnen. Daß die verspätete Erndte hier jedermann in Verlegenheit setzt darf ich kaum erwähnen.

Der umständliche Aufsatz die neue deutsche Societät für Geschichte betreffend hat mich viel unterhalten. Auch hier ist wunderbar zu sehen wie der patriotische Enthusiasmus über Zweck und Mittel verblendet: denn wie soll so etwas gethan werden? und wenn es gethan ist wem solls frommen? Doch sind dergleichen Anstöße und Anläße möglichst zu benutzen. Ich will meine jungen deutsch gesinnten Freunde, besonders über den 14 § befragen. Dieser scheint mir der schwächste, und man thut denn doch wohl daß man über das was die Zeit fordert nicht dunckel bleibt.

Herr König in London zieht sich auf die beste Weise aus der Sache daß er zahlen läßt. Lenzens Forderung war ganz unverschämt und ich war neugierig was darauf erfolgen würde, nun löst sich's ganz natürlich auf. Ich wünsche nur daß die Preiße mäßig seyn mögen!

Wenn Chladni für ein mäßiges in Jena zu fixiren ist; so wird er immer wohlthätig wircken. Er hat die Klanglehre und die Meteorsteine festgehalten und emsig [146] durchgearbeitet, das ist immer ein gros Verdienst. Die Klangfiguren hat er jetzt auf einfachere Elemente zurückgeführt und dadurch der Naturlehre einen wahrhaften Dienst geleistet, indem dadurch analoge Erscheinungen andrer Regionen herangebracht und verglichen werden können. So ist seit einigen Jahren eine ganz ähnliche Erscheinung in der Farbenlehre entdeckt und sorgfältig bearbeitet worden.

Möge das alte Interdickt uns von dem Egyptischen Unsinn sträcklich befreyen! Diese und andere gute Nachrichten hoffe bald persönlich einzuholen. Denn Mittwoch den 11ten Sept. hoffe in Weimar einzutreffen. Gegenwärtiges bringt Hofr. Meyer der mir diese vier Wochen gar freundlich beygestanden. Er wird von Tenstedt mancherley erzählen das Ew. Exell. wohl Lust machen könnte einige Tage hier zu verweilen. Ihrem verehrten Familien-Kreise mich zu geneigter Aufnahme empfehlend. Serenissimi glückliche Rückkehr soll auch mir ein Festtag seyn.

Tennstedt d. 26. Aug. 1816.

G.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1816. An Christian Gottlob Voigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9F4D-F