1795, 2. Juni.


Mit Karl Jacob Latrobe

Die »Claudine« ist bis auf das... äußerst gute Orchester und bis auf die Gruppirungen äußerst miserabel gelungen und gespielt worden. Der Rugantino singt wie ich [Veit] und spielt vollkommen die Rolle wie ein lüderlicher Barbiergeselle. Goethe hat das Stück in Prosa gesetzt und verkürzt; dabei ist aber gar nichts Merkwürdiges. Die Stelle »Wer dichtet nicht, dem diese Sonne« u.s.w. ist geblieben und unser Rugantino hat sie mit einer Art von dummem Hohngelächter mit Spaß vermischt hergeplärrt. Auf Goethes Frage an Latrobe: »Nun, wie hat es Ihnen denn gefallen?« und Latrobe's Antwort: »Ihr Orchester ist äußerst brav«, erwiederte Goethe: »Ja, sehen Sie! es ist gewiß im Einzelnen recht schlecht gegangen; – denn[170] niemand war in der Rolle – indessen geben sie uns doch hier das Äußerste, was sie haben, und wenn man das sieht, hat man immer Vergnügen. Ganz verhunzen können sie es nicht und mich hat der fünfte Act überrascht; ich habe gar nicht geglaubt, daß er so viel Zusammenhang und so viel Theatralisches hat, und Benda... singt doch wenigstens.«

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Gespräche. 1795. 1795, 2. Juni. Mit Karl Jacob Latrobe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-A025-4