1817 (?).


Mit Jenaischen Burschen

Man denke aber von dem frommen Ernste der damaligen Jenenser Jugend nicht zu hoch. Das »frisch, frey und fröhlich« wog immer noch gegen das Schlußwort ihrer Devise stark bei derselben vor. Wohl war alles, was an's Gemeine gränzte, aus ihrem Kreise verbannt, doch hatten neben ernsten Exercitien der aus unserer Mitte gebildeten und von Officieren des Freiheitskampfes befehligten »Wehrschaft« und der »edlen Turnerei«, die alten Commerse, »Paukereien«, ob diese auch seltener, burlesken Schaustellungen auf dem Marktplatze, und was deß mehr noch, ihren »flotten« Fortgang, ja, neben den höchst feierlichen Bundesversammlungen ging sogar nach wie vor auch die althergebrachte [297] Lichtenhainer »Hofhaltung« mit ihrem biertapferen Herzog Thus, ihren Hofchargen und »Kanonenorden« her, eine Rolle, an der sich sogar Goethe einmal auf einem Spaziergange vorübergehend ergötzte. Überhaupt ward uns öfter die Freude, der hohen Gestalt dieses Dichterheros zu begegnen. Auf dem Turnplatz verweilte er einmal, nach dem er aus seinem, von zwei weißen Schimmeln gezogenen Wagen gestiegen, länger in unserer Mitte, und ich meine heute noch die sonore Stimme zu vernehmen, mit der er angesichts der Schwingungen eines besonders geübten Turners am Reck seine Bewunderung in dem Ausruf kund gab: »Ich bin erstaunt! Einer Weidengerte gleicht der junge Mann!« Eine einst an ihn mit der Bitte abgeordnete Deputation, daß er uns Vorlesungen über Literatur oder Ästhetik halten möge, wurde auf das Wohlwollendste von ihm aufgenommen und nach einer längeren, die Studien der einzelnen Deputirten betreffenden traulichen Unterhaltung mit der Versicherung entlassen, er werde »zu gelegener Zeit« (diese Zeit aber trat nimmer ein) mit Freuden unserem Wunsche willfahren.

[298]

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Gespräche. 1817. 1817 (?). Mit Jenaischen Burschen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-A0D6-7