1810, Ende December.


Mit Pauline Gotter

Wir waren einen Tag in Weimar. Er [Goethe] besuchte uns gleich; dann ging ich mit ihm in's Theater, wo uns ein schlechtes Stück völlige Freiheit ließ, uns nach einer so langen Trennung recht angelegentlich zu unterhalten. Er schrieb früher: die Zeit und die Abwesenheit hätten nichts an ihm und seinen Gesinnungen verändert, und ich fand es auch wahr: er schien ebenso herzlich, ebenso liebevoll, wie sonst, was mich innig freute, wenn auch die lebhaftern Versicherungen seiner Zuneigung mich stets beschämen; denn ich fühle recht gut, daß ich sie mehr dem zufälligen Zusammentreffen der Umstände, als mir selbst zu verdanken habe. Ich habe Goethen von Ihnen, werther Freund [Schelling]! Grüße gebracht, die er schönstens erwiederte; er freute sich sehr, daß ich ihm sagen konnte, sie hätten sich mit seiner Farbenlehre diesen Sommer beschäftigt, und er äußerte sehr lebhaft den Wunsch, einmal mündlich mit Ihnen darüber sprechen zu können. Künftige Woche haben wir die frohe Aussicht, ihn ganz in unsere Nähe [348] zu bekommen: er bringt vierzehn Tage in Jena zu, um an Hackert's Leben fleißig zu arbeiten, das die Ostermesse erscheinen soll. Er hat von Dresden aus Compositionen zu seinem »Faust« erhalten, mit denen er sehr zufrieden ist: die Hexenküche und den Spaziergang vorstellend.

[349]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Gespräche. 1810. 1810, Ende December. Mit Pauline Gotter. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-A147-1