1808, 30. September und folgende Tage.


Bei den Festen zu Ehren
des Kaisers Napoleon

Der Herzog berief in diesen Tagen [29. September] unsern Goethe nach Erfurt, der nach seiner eigenthümlichen Sinnesweise sich bisher ganz fern gehalten hatte. Es war mir [Friedrich v. Müller] gelungen, eine bequeme Wohnung in der Nähe des Herzogs aufzufinden, und Goethe blieb mehrere Tage in Erfurt. Das französische Theater gewährte ihm unsäglichen Genuß, und es war höchst interessant, ihn nach jeder Vorstellung noch Stundenlang bei dem Herzog über die Eigenthümlichkeiten der französischen Tragiker und dramatischen Künstler sprechen zu hören; er war dabei stets in der höchsten Aufregung, voll Feuer und hinreißender Beredsamkeit.

– – – – – – – – – – –

Napoleon hatte schon mehrmalen den Wunsch blicken lassen, daß die Herzogin von Weimar ihm und seinem kaiserlichen Gast [Alexander I.] einen Ball zu Weimar geben möchte. Der Herzog überlegte hin und her, welche noch weiteren Festlichkeiten und Anordnungen schicklicherweise getroffen werden müßten, wenn so hohe Gäste nach Weimar kämen ..... Der Herzog forderte Goethe auf, auszufinden, was etwa am würdigsten zur Verherrlichung der hevorstehenden merkwürdigen Tage [219] in Weimar geschehen könnte. Goethe gab wirklich auch mehre höchst großartige und imposante Ideen an; theils aber hätte ihre Ausführung zu viel Zeit erfordert, theils erschienen sie inderthat zu gigantisch. Der Herzog beschloß daher, sich außer einem Festmahle und Hofballe auf eine große Hirschjagd am Ettersberg, für den ersten Tag der kaiserlichen Anwesenheit, und für den andern Tag auf eine andere große Jagd auf den Bergen gegen Jena hin zu beschränken, da Napoleon gewünscht hatte, dem Kaiser Alexander das Schlachtfeld von Jena zu zeigen.

[220]

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Gespräche. 1808. 1808, 30. September und folgende Tage. Bei den Festen zu Ehren. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-A171-1