1824, 16. März.
Mit Friedrich von Müller
und Friedrich Soret
Von 5-7 Uhr war ich bei ihm erst allein, dann mit Soret.
Das Gespräch fiel auf Kirmsens Abgang von der Theater-Intendanz.
[49] »Ei nun,« sagte er, »Kirms hat sich in einer Zeit Verdienste erworben, wo es noch galt zu sparen, mit Wenigem viel zu machen. Ich hatte keinen Heller für meine Direction, ich wendete noch viel Geld daran, die Acteurs herauszufüttern und genoß das Vorrecht eines Souverains, genereus zu sein nach Herzenslust. Ja wir sind aus einer alten, andern Zeit her und brauchen uns ihrer nicht zu schämen.
Heute war ich nach langer Zeit wieder in meinem Parkgarten; gerne würde ich öfter dort verweilen, wenn es nur nicht zu viel Apprehension gäbe. Die alten selbstgepflanzten Bäume, die alten Erinnerungen machen mir aber ganz unheimliche Eindrücke. Drei 1 ganze Jahre habe ich förmlich dort gewohnt, und bin oft nach der Redoute des Nachts im Tabarro hinausgelaufen. Nie habe ich meine Naturstudien so innig als dort getrieben, die Natur mit ganz andern Augen geschaut und sie in jeder Stunde des Tags und der Nacht belauscht.«
Wir kamen auf seine Ilmenauer Bergbaurede zu sprechen und meine Analyse derselben an Soret machte ihm Lust, sie selbst wieder zu lesen, wiewohl er meinte, daß ich wohl in meine Darlegung vieles aus dem neunzehnten Jahrhundert hineingetragen habe.
»Ich kam höchst unwissend in allen Naturstudien nach Weimar, und erst das Bedürfniß, dem Herzog bei [50] seinen mancherlei Unternehmungen, Bauten, Anlagen, praktische Rathschläge geben zu können, trieb mich zum Studium der Natur.
Ilmenau hat mir viele Zeit, Mühe und Geld gekostet, dafür habe ich aber auch etwas dabei gelernt und mir eine Anschauung der Natur erworben, die ich um keinen Preis umtauschen möchte. Mit allen Naturlehrern und Schriftstellern getraue ich mir es aufzunehmen; sie scheuen mich auch alle, wenn sie schon oft nicht meiner Meinung sind.«
1 In Wahrheit 9 Jahre. (Schöll.)