1775, 3. oder 4. Februar.


Mit Herzog Carl August

Der Herr Goethe hat bei uns zu Mittag gegessen. Es war mir sehr lieb, daß er neben mir saß, damit ich ihn desto näher bemerken konnte. Er spricht viel, gut, besonders, original, naiv und ist erstaunlich amusant und lustig. Er ist groß und gut gewachsen, in der Statur des Gotter's und hat seine ganz eigne Façons, sowie er überhaupt zu einer ganz besondern Gattung von Menschen gehört. Er hat seine eigne Ideen und Meinungen über alle Sachen; über die Menschen, die er kennt, hat er seine eigene Sprache, seine eigenen Wörter. – Er hat mir sehr wohl gefallen.

Sein sanftes Gefühl, seine Richtigkeit des Ausdruckes, der Denkungsart, des Urtheils, seine angenehme Lebhaftigkeit verdienen Bewunderung. Er sagte mir, daß er jetzt an zwei Stücken arbeite: ›Der Tod J. Cäsar's‹, ein Trauerspiel, und eine Oper.

Er blieb bis 5 Uhr Nachmittags bei uns, worüber wir sehr erfreut waren.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Gespräche. 1775. 1775, 3. oder 4. Februar. Mit Herzog Carl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-A1BC-C