1805, 24. Februar.


Abend bei Goethe

Als ich [Voß] gestern Abend Deinen [Abeken's] Brief abbrach, ging ich zu Goethe, wo ich Fernow und Meyer (den Schweizer) fand. Da haben wir dem alten guten Papa aus den französischen, englischen und italienischen Miscellen vorgelesen. Er kam wieder auf seine Krankheit zu reden; da sagte er: »Ich habe da ein Experiment gemacht, das beinahe schlimm abgelaufen [290] wäre.« – Was er am »Othello« bewundert, ist die unendliche Regelmäßigkeit des Plans und die große Wahrheit in den Charakteren der Hauptpersonen. Vom Cassio sagte er: »er ist betrunken, aber nur soweit als sich noch Liebenswürdigkeit mit diesem Zustande verträgt.« Dann, sagte er, hätte es ihm immer Bewunderung abgezwungen, wie es nur möglich gewesen wäre, mit einem so hohen Interesse eine so einfache Begebenheit fünf Acte hindurch auszuspinnen. Shakespeare, sagte er einmal, sei der erste Genius gewesen, den die Natur getragen hätte, und man könne es nicht begreifen, wenn man's nicht selber erlebt hätte.

[291]

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Gespräche. 1805. 1805, 24. Februar. Abend bei Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-A22C-8