1820, Ende September.


Mit Friedrich Förster und dessen Gattin

Auf einem ersten Ausfluge mit meiner jungen Frau (Laura geb. Gedike) nach Thüringen im Herbst 1832 1, erfuhr ich in Jena, daß Goethe für den Monat September eine Gartenwohnung in dem botanischen Garten der Universität bezogen habe. Ich versäumte nicht, mich und meine Laura bei ihm anzumelden, und wir wurden in herzlichster Weise willkommen geheißen. – Goethe bot meiner Frau seinen Arm zu einem Spaziergang durch den Garten, und obschon sie kurz vorher geäußert, sie würde mehr Muth haben, dein Kaiser [68] Napoleon oder Alexander sich vorstellen zu lassen, als Goethe, gewann sie doch bei dessen entgegenkommender Freundlichkeit vollkommene Unbefangenheit und richtete die von ihrem Lehrer Zelter an den Freund ihr aufgetragenen Grüße bestens aus. »Ich möchte« – sagte Goethe auf diesem Spaziergange – »der jungen Freundin gern ein Sträußchen verehren, aber leider ist, wie Sie sehen, schon alles verblüht.« – »Dort unten« – rief Laura, Goethe mit sich fortziehend – »seh' ich ja noch eine wunderschöne Blume in herrlichster Blüthe.« Goethe folgte; er ging festen Schrittes darauf zu. »So kann man denn doch« – rief er – »seinem ärgsten Feinde nicht entgehen! Das ist die Tabakspflanze, die eine gar schöne Blüthe treibt, deren Blätter aber, wo sie in Rauch aufgehen, das sicherste Mittel sind, mich zu vertreiben.« Dennoch entschloß er sich, diese Tabaksblüthe zu brechen; auch fanden sich noch einige Astern und Immergrün, sodaß er meiner Frau ein ganz hübsches Sträußchen geben konnte, wie er dabei sagte: »Mit Vorbehalt, es im Frühling durch ein besseres zu ersetzen.«


Note:

1 Selbstverständlich falsch.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Gespräche. 1820. 1820, Ende September. Mit Friedrich Förster und dessen Gattin. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-A272-8