1815, 29. September.
Bei Boisserées Gemäldesammlung
Als während des zweiten Aufenthaltes Goethes in Heidelberg der Großherzog von Weimar dorthin kam und zum Besuch der Sammlung bei den Boisserées sich melden ließ, sagte Goethe zu diesen: »den überlassen Sie nur mir! Haben Sie nicht ein recht altes aber merkwürdiges Bild?« Es wurde eins aus der Rumpelkammer herbeigeholt; das hing Goethe gerade über der Thür des Bildersaals auf. Als der Großherzog erschien, unterhielt sich Goethe mit ihm über [242] die Sammlung, rühmte besonders die geschichtliche Folge und Übersicht und machte dann, um dies mit Beispielen zu belegen, zunächst auf das alte Bild über der Thür aufmerksam. Aber während er noch sprach, war der Großherzog mit einem Mal zur Thür hinaus, man wußte nicht wie. »Das Bild hat seine Wirkung gethan,« sagte Goethe, der dem Fürsten nachgeeilt war, als er zu den Freunden zurückkam.
[In S. Boisserée's Tagebuch steht am 29. September: »Ankunft des Herzoges von Weimar. Die Thurm risse werden in Goethes Zimmer aufgehängt.«]
[243]