1811, 30. Juli.


Mit Charlotte von Schiller

Obgleich der Brief nicht so schnell fort soll, so wird er doch geschrieben, weil des Meisters zärtlicher Gruß auf dem Papier stehen soll, und heute noch. Diesen Morgen kam er zu mir und war gar freundlich und mild und mittheilend. Er fragte nach Ihnen, [24] meine gnädigste Prinzeß [Caroline von Mecklenburg-Schwerin], recht theilnehmend; da sagte ich ihm, daß ich Ihnen etwas aus den Memoires [»Aus meinem Leben«] vertraut hätte. Da war er recht weich und sagte mit aller Tiefe und Güte seines Gemüths, ich sollte Ihnen von ihm viel Herzliches sagen. Ich sage es gerade so, wie er es gesagt hat. Ich habe neulich wieder den kleinen Kunstroman in den »Propyläen« gelesen: »Sammler«. So etwas Graziöses und Heiteres und Verständiges in dieser Art giebt es nicht wieder. Das sagte ich ihm; das freut ihn sehr, und ich fühlte, daß es ihn bewegte und freute. Caroline und ich sollen zu ihm kommen und die Zeichnungen aus dem »Faust« [von Nauwerk und Natzeburg] sehen, die, wie ich höre, meine allergnädigste Prinzeß Sich an eignen will.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Gespräche. 1811. 1811, 30. Juli. Mit Charlotte von Schiller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-A489-4