1799, 4.-7. December.
Mit Ludwig Tieck
Tieck erzählte [Goethen] von seinen Studien des Shakespeare und dessen Zeitgenossen. Dies führte auf Ben Johnson. Er schilderte dessen durchgehenden Gegensatz [204] gegen Shakespeare und endete mit der Frage, ob Goethe nicht einen Versuch mit dem sonderbaren Schriftsteller machen wolle. Da Goethe bereitwillig darauf einging, schlug er ihm den »Volpone« vor und überbrachte ihm die Folioausgabe. Als er ihn nach einiger Zeit wieder besuchte, hatte Goethe das empfohlene Drama soeben durchgelesen. Das Buch lag noch vor ihm. »Hören Sie, verehrter Freund!« rief er ihm besten Humors entgegen, indem er mit der Hand auf den Deckel des Buches schlug, »das ist ja ein ganz verfluchter Kerl! Ein wahrer Teufelskerl!« Tieck sprach seine Freude aus, daß seine Empfehlung sich bewährt habe. »Ja, das ist ein Schwerenothskerl!« fuhr Goethe mit derselben Handbewegung fort, »was hat der für Kniffe im Kopfe!« Auf die Frage, ob er nicht noch einiges andere lesen wolle, um ihn ganz kennen zu lernen, antwortete er abwehrend: »Nein, verehrter Freund, nun ist es genug! Nichts weiter! Ich kenne ihn jetzt, und das reicht hin.«
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