a.

Von Goethe wird es Sie [Schelling] freuen zu hören, daß er recht heiter und gesund ist; den ganzen Winter war zwar sein Befinden ziemlich abwechselnd, und er hat Theater und Gesellschaft wenig besucht, die Aussicht nach Karlsbad zu kommen, scheint aber schon jetzt im Vorgefühl genesend auf ihn zu wirken. In Weimar sah ich ihn zuerst wieder und habe ihn ganz gegen mich gefunden, wie ich ihn verlassen hatte: liebevoll und herzlich. Beinah sein erstes Wort war Theilnahme an dem Verlust der Lieben, und auf eine so zarte innige Weise, wie ich es von ihm erwarten konnte; dieser Beweis seiner Freundschaft hat mich mehr erfreut, als alles Liebe und Freundliche, was er mir je gesagt hat. Ihnen, werther Freund, dankt er herzlich für Ihr Andenken und hat mir die schönsten Grüße an Sie aufgetragen. Seit dem März hält er sich in Jena auf und hat die Optik beendigt, die nun diese Messe in zwei Theilen erscheint, wie Sie wissen, und nun eilt er so bald wie möglich nach Karlsbad. Auf die nächsten Tage hatte er sich bei uns angemeldet, um mit Silvie und mir recht Spazieren zu gehn; ich werde mich freuen, wenn er worthält; seine Gegenwart ist das einzige, was mich wahrhaft aufregt und erfreut. Schon einigemal [306] war er hier: das erste Mal ganz unter uns von der ausgelassensten Laune; die Gewalt seines Feuers und seiner Lebhaftigkeit habe ich wohl in einzelnen Momenten, aber nie so anhaltend, wie damals, gesehen; er vergaß sich ganz, ließ seine ganze Stimme ertönen und schlug immer mit den Händen auf den Tisch, daß die Lichter umherfuhren; es war eine wahre, unbedingte Lustigkeit. Seine Begeisterung machte den wunderlichsten Contrast mit Hendrich's Prosa und Riemer's Phlegma, die ihn begleitet hatten. Herrliche Dinge sagte er uns über den »Vierundzwanzigsten Februar« und seine Entstehung; er hat auch von Werner die Wirkung des Segens verlangt, aber sein Genie hat ihm bei dieser Aufgabe versagt. Goethe hat indeß selbst den Plan dazu gemacht, aber bloß zu seinem augenblicklichen Vergnügen, wie er meint.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Rechtsinhaber*in
TextGrid

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Gespräche. 1810. 1810, März und April.: Mit Pauline Gotter u.a.. a.. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-A5F5-A