1824, 11. October.
Mit Friedrich von Müller
und Friedrich Wilhelm Riemer
Bei Goethe fand ich Riemer, der mit ihm arbeitete. Sei es die unwillkommene Störung, sei es die Aufregung [101] durch des kleinen Walthers Unfall, der den Arm gebrochen, und meine übelangebrachte Tröstung, kurz Goethe war sehr heftig, widerstrebend. In Politicis überspränge ich oft alle Grenzen und spräche gar zu leichtsinnig ab. Gemüthlich sprach er nur über Raumer's Geschichte der Hohenstaufen, an welchem er gerade das Nüchterne, das Freihalten von allen philosophischen Ansichten lobte. Und doch wenn man die vier Bände durchlesen, habe man nichts gewonnen als die Überzeugung, daß es damals noch schlechter als jetzt hergegangen. Die Weltgeschichte sei eigentlich nur ein Gewebe von Unsinn für den höhern Denker, und wenig aus ihr zu lernen: »Ich ziehe Raumern hundertmal dem Johannes v. Müller vor.«
Das Geistreichste, was er sagte, war, daß er die jetzigen Griechenkämpfe als ein Analogon und Surrogat der Kreuzzüge ansehe, wie diese auch jene zur Schwächung der Macht der Osmanen überhaupt höchst heilsam seien.
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