habe die Ehre gehorsamst
anzuzeigen, daß ich Gestern bei dem Herrn Professor
Hegel um die Erlaubniß angehalten habe, meine
Probevorlesung über einen von mir selbst gewählten
Gegenstand halten zu dürfen, nämlich über 4
verschiedene Arten von Ursachen, aus welchen
alle in Raum und Zeit erscheinende Wesen
sich mit Nothwendigkeit bewegen, und welchen
4 Arten von Ursachen gemäß, diese Wesen
selbst in 4 Arten zerfallen, nämlich in
leblose Körper die sich nach Ursachen
[14v]im engsten Sinne des Wortes bewegen; in
Pflanzen, deren Bewegungen u. Veränderungen
nach Reizen vor sich gehn; in Thiere, dere1
die durch Motive bewegt werden, und zwar
durch solche welche konkret, d. h. anschauliche
Vorstellungen sind, die Fähigkeit zu welchen
der Verstand ist; und endlich in Menschen,
deren Thun durch Motive in abstracto
geleitet u. bestimmt wird, d. h. durch nicht-
anschauliche, allgemeine, abstrakte Vorstellungen,
Begriffe, Gedanken, die Fähigkeit zu
welchen die Vernunft ist.
Herr Professor Hegel hatte die
Güte, mir mit der größten Bereitwilligkeit
[15r]seine Genehmigung dieses Thema's meiner
Vorlesung zu ertheilen.
Der ich mich hochachtungsvoll
nenne
ergebener Diener
d. 18 ten März
1820.
des
Herrn Professor Boeckh,
dermaliger Dekan
der
philosophischen Fakultät.
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- TextGrid Repository (2022). Goethes Farbenlehre in Berlin. Repositorium. 18. März 1820. Schopenhauer an Böckh. Z_1820-03-18_k.xml. Wirkungsgeschichte von Goethes Werk „Zur Farbenlehre“ in Berlin 1810-1832. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek. https://hdl.handle.net/21.T11991/0000-001C-1164-E