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Geliebter Freund!

Welches grosse Vergnügen uns Allen Deine lieben Zeilen aus Dresden, Leipzig und die Nachschrift aus Berlin gemacht haben, sollst Du einst mündlich hören und zwar hier nur hier. Treu und sinnig geleiteten wir Dich überall in Thälern und Steppen, bei den Gebilden des Schönen und Grossen so wie in der geistigen Umgebung der um Dich versammelten Geisterwelt. Viel Sehnsucht hast Du hier erregt und nie einen Neid; viel Material lieferst Du für die Stille des Ernstes, dem geschäftigen Getriebe aber auch manche lachende Bemerkung entlockt, hauptsächlich für unser spielendes Kind Adelheidin Deiner Betrachtung der in grossmächtiger Menge Dir auf Deiner Reise von Dresden nach Leipzig begegnenden schönen Landmädchen; sie wünschte zu wissen wies Dir ums Herz war. - Vereinzelnen kann ich nicht lieber Freund alle die durch Dich erregten Empfindungen und Erinnerungen; ich bin im grossen Drange der Geschäfte wie Du bald hören wirst. Nur so viel muss ich Dir sagen, dass jedes Deiner Schreiben ein Fest für uns war. Gern hätte ich Dir nach Berlin (po. restan.)poste restante nach Deinem Wunsche aus Dresden geschrieben, hätte ich nicht dasselbe Schreiben erst den 5 Okt. erhalten und zugleich daraus vernommen, dass unsere Antwort die ersten Okt. Tage in Berlin eintreffen solle. Ultra posse konnte ich nicht handeln. - Wir vermuthen Dich nun in Prag. [...]

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2022). Goethes Farbenlehre in Berlin. Repositorium. 13. November 1822. Kosler an Purkinje (Auszug). Z_1822-11-13_k.xml. Wirkungsgeschichte von Goethes Werk „Zur Farbenlehre“ in Berlin 1810-1832. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek. https://hdl.handle.net/21.T11991/0000-001C-1929-9