[16r]
Seiner Exellenz,
Dem (Königl.)Königlichen Staats-Minister
und Ober-Präsidenten
Freyherrn v. Ingersleben
hier

Die unterzeichneten Mitglieder des
Medicinal-Collegiums bitten
um hochgeneigte Fürsprache zu
Gunsten des Dr. Müller von
Coblenz.

(Ref:)Referent (Med.)Medicinal Rath Dr. Heyman.

Die besondere Vorliebe, womit
Euer Exellenz jede Gelegenheit er-
greifen, ächte Wissenschaft zufördern
macht uns so frey, bey Hochdenselben
einen Gegenstand in Antrag zu-
bringen welcher, wenn er auch
nicht vor unser amtliches forum gehört,
nichts desto weniger uns in hohen
Grade interessirt. Ein junger
aus hiesiger Stadt gebürtiger Arzt
Dr: Johann Müller, welcher auf
der Rhein-Universität Bonn
bis heran seine Studien absolvirte,
hat während derselben schon ein
solch vorzügliches Talent besonders
für Naturwissenschaft bewiesen,
daß er die Liebe seiner Lehrer, das
Wohlwollen der Universitäts-Be-[16v]hörde, und unsere vorzügliche Auf-
merksamkeit sich erworben hat.

Was aber unsere Theilnahme besonders
anregt, ist der Umstand, daß er
einen Zweig der Naturwissenschaft
erfaßt hat, welcher zu den wichtigsten
gehört, und der Cultur das größte
Feld übrig läßt; nämlich: die
vergleichende Anatomie, besonders
die Zootomie in den niedern Thier-
Klassen; Ein Studium welches
nur bey besonderer Vorliebe und
einem eigenen Forscher-Talent -
mit Glück gefördert werden kann.

Diese Eigenschaften besitzt Dr.
Müller
in hohem Grade, wie er
dieses schon durch nicht unwichtige
Arbeiten und einzelne Schriften
bewiesen hat. Auch läßt sich mit
Grund erwarten, daß er einst
auchnoch1 größeresGrößeres2 für die Naturwissen-
schaften leisten werde. Leider gehen
dem jungen Manne aber, da er
unvermögend ist, die Mittel ab,
alles zu benutzen, welches eine
Vervollkommnung in diesem Fache
[17r]herbeyführen kann; dazu gehören
namentlich Reisen ins Ausland
und Aufenthalt an jenen Orten,
wo für die Naturwissenschaften
ausgezeichnete Männer arbeiten
und große Cabinette das Studium
fördern; wie dies vorzüglich in
Paris der Fall ist.

Die nämliche Meinung hegt die
Universität Bonn, und der
Curator derselben, Herr Geheime
Reg.ierungs3 Rath Rehfues hat, wie
uns bekannt geworden, bereits
beym (Königl.)Königlichen Staats-Ministerium
auf eine Unterstützung des Dr: Müller
für eine solche Reise angetragen.

Die Mildthätigkeit mit welcher
Sr: Majestät überhaupt für
die Wissenschaften sorgt, und
womit auch in mehreren andern
Fächern ausgezeichnete junge
Männer unterstützt werden, läßt
uns auch für Dr. Müller einen günstigen
Erfolg jenes Antrags hoffen;
doch mit weit größerer Zuversicht

[17v]

aber würden wir diesem entgegen-
sehen wenn auch Euer Excellenz
Hochgeneigtest dem jungen Manne
Ihre Fürsprache bey dem Königl:
hohen Ministerium zu leihen
huldreichst geruhen wollten

Hierum bitten gehorsamst
die unterzeichneten
Mitglieder des hiesigen
Medi-
zinal-Collegiums.
Wegeler.
Settegast,
Ulrich
Heyman.
auchnoch]
größeresGrößeres]
ierungs]
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Rechtsinhaber*in
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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2022). Goethes Farbenlehre in Berlin. Repositorium. 14. Februar 1823. Medizinalkollegium Koblenz an Ingersleben (Ausfertigung). Z_1823-02-14_k.xml. Wirkungsgeschichte von Goethes Werk „Zur Farbenlehre“ in Berlin 1810-1832. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek. https://hdl.handle.net/21.T11991/0000-001C-1A29-8