[Ade! o werthes Land/ du Anfang meiner Reisen!]

Ade! o werthes Land/ du Anfang meiner Reisen!
Ade von Wasser/ Wein und Nimphen reiche Stadt.
Wo so manch gutter Freund mit mir gelebet hat/
Und ihren hohen Thurm die edlen Bürger preisen.
Kan ich dir nicht den Leib auff längre Jahre schencken/
So stirbet doch in mir niemahls dein Angedencken.
Ade/ o Vater Rhein/ ich grüsse deinen Rücken/
Der mich gelücklich trug nach seinem Niederland
In mir getreuer Flutt. Ich ehre deinen Strand/
Den so viel schöne Städt und Schlösser übersticken.
Es müsse keine Kröt an deinem Ufer wohnen/
Die Waffen deinen Strom und freyen Schilff verschonen!
Ade/ o Land/ dem Wind und Wellen müssen dienen/
Dem Indien gräbt Gold/ Molucca Pfeffer trägt/
Und Moscau seine Frucht in Wasser-schauren legt/
Das sich mit Königen zu kriegen darff erkühnen:
Du Zaum der frechen See/ die dein Gestade netzet/
Der dein BeReuter izt fast neue Rechte setzet!
Ade/ o Land/ berühmt von Ubung gutter Sitten!
Ade zu-grosse Stadt/ zu-kleines Land Pariß/
Das ich nicht unbereut so zeitlich hinterließ!
Ade/ o Reich/ das izt so vielen wil gebitten/
Wo sich mit Dienstbarkeit der Freyheit Schein vermählet/
Wo stete Neuigkeit hat ihren Sitz erwählet!
Ade/ o schönes Land/ du Paradiß der Erden!
Ade/ o Fluß/ dem vor gehorsam war die See!
Du weyland andre Welt/ der Erden Haubt/ Ade!
[114]
Ade/ o reiche Stadt/ der Wellen Wälle werden/
Zum Graben dient das Meer! Und du der Städte Preiß/
Die von Vesevus Glutt so viel zu sagen weiß.
Ade/ o Berg und Thal! Ade/ o Püsch und Wälder/
Durch welche mich die Lust zu reisen hat geführt!
Weil mein gesezter Lauff nunmehr sein Ziel berührt/
Muß mein gezwungner Leib gesegnen fremde Felder/
Und eilen den Befehl der Sternen zu vollbringen:
Jedoch den freyen Sinn soll kein Vergessen zwingen.
Ade/ o werthe Schaar/ o Auszug meiner Lieben/
Die treue Redligkeit mit Freundschafft wir verband!
Ich trenne mich von dir: nimm hin zum Unterpfand
Ein Hertze/ das sich dir zur Dienstbarkeit verschrieben.
Dich Filidor/ mein Kind/ will ich mit Gott noch schauen/
Weil nicht allhier/ doch in den Elyseer Auen.
Ich gehe nun dahin die Freyheit zu begeben/
In einen Winckel mich der Welt zu sperren ein/
Ein Mönch und wilder Mensch bey wilder Welt zu seyn/
Der Sorgen schweres Joch auff meinen Hals zu heben/
Der kurtzen Reisen Lauff in wenig deutsche Meilen/
Die Zeit in Ritterspiel der Bauren zu vertheilen.
Mein Wechselbrieff ist dar der karge Wochen-Zedel/
Mein Königreich ein Dorff/ der Zepter Kerb und Stab/
Darauff geschnitten steht was mir die Erndte gab/
Mein Thron ein Rasen-Fleck/ mein stoltzer Fliegen-Wedel
Der Alten gelbe Schweiff; mein Schweiß bekrönt die Stirne/
Dian und Fillis ist die starcke Scholtzen-Dirne.
Mein Hofe-Rath der Vogt/ mein Umbra Mist und Thünger/
Mein Nectar Hopffen-Safft/ ein Apffel mein Confect/
Die Music/ Hund und Hahn/ so mich vom Schlaffe weckt/
Der Hunger Würtz und Koch/ Vorschneider Zahn und Finger/
Mein Zeit-Vertreib/ daß ich der Wirthschafft Kummer führe/
Bey einem groben Volck Verstand und Witz verliere.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2011). Abschatz, Hans Aßmann von. Gedichte. Gedichte. Vermischte Gedichte. [Ade! o werthes Land- du Anfang meiner Reisen!]. [Ade! o werthes Land- du Anfang meiner Reisen!]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0001-D01C-1