[Wer will hinfort beständig bleiben]

Wer will hinfort beständig bleiben/
Wenn alles voller Unbestand?
Wer will in sein Gedächtnis schreiben
Was andre zeichnen in den Sand?
Was macht ein Celadon auff Erden/
Wenn jeder will ein Hylas werden?
Was will man sich mit Treue plagen?
Cupidens Flügel sind bekandt/
Die Venus hat von ihrem Wagen
Vorlängst den alten Zug verbannt/
Für Schwan und Taube sieht man Raben
Und Sperling' um die Deichsel draben.
Ich kan ja die von Hertzen lieben/
Und jen' aus Pflicht und Höfligkeit/
Bey dieser mein Vergnügen üben/
Mit jener schliessen meine Zeit:
An Ort und Art/ Gestalt und Stunden
Ist unser Lieben nicht gebunden.
So pflegt manch leichter Sinn zu sagen/
Der sich mit Schaden lustig macht/
[299]
Verbotnen Raub darvon zu tragen
Mit tausend Lüsten lebt bedacht.
Wer sich der Treue will befleissen/
Muß alber oder einsam heissen.
Was aber fragt nach solchem Schmähen
Der Harnisch tugendvoller Brust.
Der Ausgang wird uns lassen sehen/
Auff wen noch wart die beste Lust.
Wenn Stein und Gicht die Glieder brechen
Wird sie an ihm der Nachbar rächen.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2011). Abschatz, Hans Aßmann von. Gedichte. Gedichte. Anemons und Adonis Blumen. [Wer will hinfort beständig bleiben]. [Wer will hinfort beständig bleiben]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0001-D3AF-0