[120] Uber die Worte Syrachs:

O Tod/ wie bitter bist du!

Wie bitter bistu herber Tod/
Wenn du uns das entziehst/
Was uns auff dieser Welt nächst Gott
Am allerliebsten ist/
Wenn mit betrübtem Hertzzerschneiden
Die treusten Freunde von uns scheiden!
Wie bitter bistu blasser Tod/
Wenn du dich findest ein/
Weil noch die frischen Wangen roth
Und unverfallen seyn/
Wenn wir/ weil keine Kräffte fehlen/
Noch wollen lange Jahre zehlen!
Wie bitter bist du herber Tod/
Wenn du den Thron umschmeist/
Worauff ein stoltzer Erden-Gott
Zu prangen sich befleist/
Wenn der von dir muß unten liegen/
Der viel noch dachte zu besiegen!
Wie bitter bistu herber Tod/
Wenn den dein Pfeil berührt/
Der frey von Kummer/ Sorg und Noth
Sein sichres Leben führt/
Der sich bey Ehre/ Gutt und Schätzen
Noch lange meynte zu ergötzen!
Wie bitter bistu herber Tod/
Wenn einer wird beziehlt/
Der von dem schweren Sünden-Koth
Sich überladen fühlt/
Der seine Rechnung so getrieben/
Daß er zu tieff in Schulden blieben!
[121]
Wie bitter bist du herber Tod/
Wenn deine Sand-Uhr schreckt/
Den vormahls seine Seelen-Noth
Vom Schlaffe nie erweckt/
Den sein Gewissen selbst verklaget/
Und in der Höllen Aengste jaget!
Wie leichte bistu stiller Tod
Dem/ der verfolgt/ gepreßt/
Und arm/ bey seinem Thränen-Brod
Viel Seuffzer nach dir läst/
Biß du ihn solcher Angst enthebest/
Sein Elend neben ihn begräbest!
Wie leichte bistu sanffter Tod/
Wenn dich empfindt der Leib/
Dem stetes Siechthum/ Weh und Noth
Sein bester Zeitvertreib/
Wenn du die Foltergleichen Schmertzen
Benimmst den abgekränckten Hertzen!
Wie süsse bistu selger Tod/
So offt du wohlbereit
Die müde Seele schickst zu Gott
Aus allem Kampff und Streit.
Den Leib mit Ruh' in seine Kammer
Führst/ zu verschlaffen Leid und Jammer!
HERR über Leben und den Tod/
Der du den Tod gekost/
Damit wir auch auff dein Gebot
Zum Sterben haben Lust/
Gieb/ daß für mich in deinen Wunden
Auch werd im Tode Trost gefunden!

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TextGrid Repository (2011). Abschatz, Hans Aßmann von. Gedichte. Gedichte. Himmelschlüssel oder Geistliche Gedichte. Uber die Worte Syrachs. Uber die Worte Syrachs. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0001-D704-A