Sie hält ihn für ihr Kleinod

1
O du Kleinod meiner Sinnen,
Schönste Perle, feinstes Gold.
Jesu, dem ich herzlich hold,
Den ich suche zu gewinnen,
Soll es denn noch lange währen,
Daß ich deiner muß entbehren?
2
Tausendmal hab ich mit Tränen
Laut geschrieen und geruft.
Tausendmal wird in der Luft
Noch gehört mein kläglich Sehnen.
Jesu, Kleinod meiner Sinnen,
Wanne werd ich dich gewinnen!
[43] 3
Liegst du denn so tief vergraben,
Schönste Perle, feinstes Gold,
Daß mein Herz, dem du doch hold,
Dich so lange nicht kann haben?
O du Kleinod meiner Sinnen,
Laß dich doch einmal gewinnen!
4
Alle Schätze dieser Erden
Und was köstlich wird geacht,
Ja auch gar des Himmels Pracht
Laß ich andren gerne werden,
Wenn ich dich nur kann gewinnen,
Jesu, Kleinod meiner Sinnen.
5
Ei, so gib mir doch die Kräfte,
Schönste Perle, feinstes Gold,
Daß ich, wie ich längst gewollt,
Meinem Herzen dich einhefte,
Daß du ewig seist darinnen
Und verzückest meine Sinnen.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2011). Angelus Silesius. Gedichte. Heilige Seelenlust oder geistliche Hirtenlieder. Erstes Buch. 8. Sie hält ihn für ihr Kleinod. 8. Sie hält ihn für ihr Kleinod. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0001-F3C4-B