Nachklang aus 1848-49

1853.


Und fragst du noch nach deutschen Straßen?
Es weist dir keiner Weg noch Steg,
Die hellen Töne sind verblasen,
Dumpf schallt und hallt es: Alles weg!
Wie Glockenläuten hinter Toten
Klingt's aus dem deutschen Eichenhain,
Die Weißen läuten mit den Roten
Unisono hier überein.
Ja, weg mit allen Jubelklängen
Vom großen, jungen, deutschen Jahr!
Weg mit den Vaterlandsgesängen
Vom stolzen deutschen Doppelaar!
Sein Fliegen ward zum Eulenflattern,
Er zog die hohen Flügel ein,
Bald hört man ihn die Gans beschnattern
Und Kräh' und Sperling ihn beschrein.
Doch schien's ein Jahr voll Mut und Leben,
Der Weissagung, der Hoffnung Jahr;
Als hätt's auf einmal Gott gegeben,
Ward alles allen plötzlich klar;
Als könnten Stein' und Beine sprechen,
Klang aus dem Zauberstein Getön:
Der Kaiserschlummer werde brechen,
Der Barbarossa auferstehn.
Kam er? Sie sind zu leicht erfunden,
Die ihm gerufen und geschrien.
Er liegt bis heute fest gebunden –
So spricht der stumme Stein für ihn:
»Wie? Wagt ihr mir den Schlaf zu strafen
In eurer feigen Ungeduld?
Wißt, weil ihr schnarchet, muß ich schlafen –
Straft eurer eignen Faulheit Schuld.«

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2011). Arndt, Ernst Moritz. Gedichte. Gedichte. Nachklang aus 1848-49. Nachklang aus 1848-49. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-03B6-8