Rosenkranz tritt an den Tanz

Mitgetheilt von H. Nehrlich.


Es starben zwey Schwestern an einem Tag,
Sie wurden an einem Tag begraben.
Und als sie kamen vors himmlische Thor,
Sanct Petrus sprach: Wer ist davor?
Es sind davor zwey arme Seelen,
Sie möchten gern bei Gott einkehren.
Die erste die soll zu ihm gehn,
Die zweyte soll den breiten Weg gehn.
[215]
Der breite Weg gar böse steht,
Der zu der leidigen Höll eingeht.
Und da sie den breiten Weg ausse kam,
Begegnet ihr die heilige Frau.
Wo'naus, wohin du arme Seele?
Wir wollen jetzt bei Gott einkehren.
Ich hab ja schon bei Gott eingekehrt,
Er hat mir hinausgewehrt.
Was hast du dann für Sünd gethan,
Daß du nicht darfst in Himmel gahn?
Ich hab ja alle Samstag Nacht,
Ein Rosen Kränzlein 'naus gemacht.
Hast du sonst keine Sünd gethan,
Darfst du mit mir in Himmel gähn.
Und als sie kamen vors himmlische Thor,
Sanct Petrus sprach: Wer ist davor?
Es ist davor eine arme Seele,
Sie möchte gern bei Gott einkehren.
Maria nahm sie bei der Hand,
Und führt sie ins gelobte Land.
Da ward ihr gleich ein Stuhl bereit't,
Von nun an bis in Ewigkeit.
[216]

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2011). Arnim, Ludwig Achim von. Gedichte. Des Knaben Wunderhorn. Band 2. Rosenkranz tritt an den Tanz. Rosenkranz tritt an den Tanz. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-090C-7