Höllisches Recht

Mündlich.


Es ging ein Hirt gar früh austreiben,
Er hört' ein kleines Kindlein schreien.
Kindelein ich hör' dich und seh dich nicht.
»Ich bin in einem hohlen Baum
Und mit eichenen Rüthlein g'deckt.
Ach Alter nimm mich mit zu Haus,
Mein' Mutter hat Hochzeit zu Haus.«
Als er das Kind zur Thür nein bracht:
»Grüß euch Gott ihr Hochzeitgäst,
Dieweil die Braut mein Mutter ist.«
Wie soll ich denn dein Mutter sein,
Ich trage ja ein Kränzelein?
»Tragst du ein Kränzelein rosenroth,
Du hast schon drei Kinder todt.
's erst hast ins Wasser geschmissen,
's ander hast in Mist vergraben,
's dritt' in einen holen Baum,
Und mit eichenen Rüthlein zugedeckt.«
Ach wie kann das möglich seyn!
Kam der Teuffel zum Fenster hinein,
Und nahm sie bei ihrer schneeweissen Hand,
Thut mit ihr den Ehrentanz
Und führt sie in die höllische Pein.
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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2011). Arnim, Ludwig Achim von. Gedichte. Des Knaben Wunderhorn. Band 2. Höllisches Recht. Höllisches Recht. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-09E5-E