Werd ein Kind

Historie der Wiedergebornen. 1742. S. 18.


Klein und arm an Herz und Munde
Mußt du seyn, wenn Christus soll
Gehen auf in deinem Grunde:
Denn die Rose und Viol
Wächst im Thal der niedern Seelen,
Die nichts hohes hier erwählen!
Mögst du nur so seyn demüthig,
Wie die niedre Sarons Blum,
Dennoch stehen ehrerbietig
Und vor Gott gebücket krumm:
Also mögst du bald die Gaben
Seines Geistes in dir haben.
Wenn dich aber hoch beflecket
Deiner Weisheit stolzer Witz,
Sich alsdann vor dir verstecket
Wahrer Wahrheit klarer Blitz:
Wenn der Buchstab dich gefangen,
Kannst du nicht zum Geist gelangen.
Werd ein Kind, werd arm und kleine,
Sey nicht hoch noch weis' bei dir,
Setze dich in Staub und weine,
Bis dich Gott zur Schule führt,
Da sein Geist die Arm' und Blöden
Weislich lehret von ihm reden.
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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2011). Arnim, Ludwig Achim von. Gedichte. Des Knaben Wunderhorn. Band 1. Werd ein Kind. Werd ein Kind. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-0A1E-8