Geht dir's wohl, so denk an mich

Mündlich.

Er.

Wenn ich geh vor mir auf Weg und Straßen,
Sehen mich schon alle Leute an,
Meine Augen gießen helles Wasser,
Weil ich gar nichts anders sprechen kann.
Ach wie oft sind wir beysamm gesessen
Manche liebe halbe stille Nacht,
Und den Schlaf den hatten wir vergessen,
Nur mit Liebe ward sie zugebracht.
Spielet auf ihr kleinen Musikanten,
Spielet auf ein neues neues Lied,
Und ihr Töne, liebliche Gesandten,
Sagt Ade, weil ich auf lange scheid.
Musikanten.

Ach in Trauren muß ich schlafen gehn,
Ach in Trauren muß ich früh aufstehn,
In Trauren muß ich leben meine Zeit,
Dieweil ich nicht kann haben, die mein Herz erfreut.
[79] Sie.

Ach ihr Berg und tiefe, tiefe Thal,
Seh ich meinen Schaz zum lezten Mahl?
Die Sonne, der Mond, das ganze Firmament,
Die sollen mit mir traurig seyn bis an mein End.
Musikanten.

Ach in Trauren muß ich schlafen gehn,
Ach in Trauren muß ich früh aufstehn,
In Trauren muß ich leben meine Zeit,
Dieweil ich nicht kann haben, die mein Herz erfreut.
Sie.

Geht dirs wohl, so denke du an mich,
Gehts dir übel, so kränkt es mich,
Wie froh wollt ich schon seyn, wenns wohl dir geht,
Wenn schon mein jung frisch Leben in Trauren steht.
Er.

Ach ihr Berge und tiefe tiefe Thal,
Ach ihr seht mein Lieb noch tausendmal,
Ach tausendmal ihr tiefe tiefe Thal,
Ihr steht doch ewig ferne, ich nur bin ihr nah.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2011). Arnim, Ludwig Achim von. Gedichte. Des Knaben Wunderhorn. Band 1. Geht dir's wohl, so denk an mich. Geht dir's wohl, so denk an mich. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-0FB5-4