Vertraue

Mündlich.


Es ist kein Jäger, er hat ein Schuß,
Viel hundert Schrot auf einen Kuß:
»Feins Lieb, dich ruhig stelle,
Und willst du meinem Kuß nicht stehn,
So küßt dich mein Geselle.«
»Mein Kuß ist leicht, wiegt nur ein Loth,
Du wirst nicht bleich, du wirst nicht roth,
Du brauchst dich nicht zu schämen,
Ich will den schwarzen Vogel dir
Vom Haupt herunter nehmen.«
»Feins Lieb sitz still im grünen Moos,
Der Vogel fällt in deinen Schoos,
Wohl von des Baumes Spitzen;
In deinem Schoose stirbt sich gut,
Feins Lieb bleib ruhig sitzen.«
Sie wollt nicht trauen auf sein Wort,
Brauns Mädelein wollt springen fort,
Der Schuß schlug sie darnieder;
Der schwarze Vogel von dem Baum
Schwang weiter sein Gefieder.
»Mein Kuß ist leicht, wiegt nur ein Loth,
Du wirst nicht bleich, du wirst nicht roth,
Brauchst dich nicht mehr zu schämen,
In deinem Schoose stirbt sichs gut.«
Er thät sichs Leben nehmen.
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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2011). Arnim, Ludwig Achim von. Gedichte. Des Knaben Wunderhorn. Band 1. Vertraue. Vertraue. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-10E0-C