Herr Burkhart Münch
In Rosen baden. Sprüchwort.
Nach Lycosthenes Psellionoros Lustgarten. Straßburg, bey Carolo. 1621. S. 678.
Es war Herr Burkhart Münch bekannt
Als tapfrer Kriegsmann in dem Land,
Mit dem Delphin aus Frankereich
Er kam mit starker Macht zugleich.
Nicht weit von Basel fiel zumal
Der Eidgenossen grosse Zahl,
So daß sein Feind für diesmal zwar
Erleget und entflohen war.
Da ritt Herr Burkhart Münch frey fort,
Dort auf die Wahlstadt an den Ort,
Auch über todte Körper all
Und triumphirt mit lautem Schall.
Und auf der Wahlstadt einen fand,
Der ihm zuvor war wohlbekannt,
Der seine Wunden schwer ertrug,
Alsbald er sein Visier aufschlug.
Und sprach: »Schau heut zu Tag hiebey,
Da baden wir in Rosen frey.«
Solch Wort erhört ein Eidgenoß,
Dem diese Schmach gar sehr verdroß,
Daß er zu rächen sie gedacht:
»Ich möcht nur haben so viel Macht,
[137]Weil ich doch lieg zum Todt verwundt.«
Also er sich ermahnt zur Stund.
Da richtet er an einem Stein
Sich auf die Kniee ganz allein,
Und warf denselben scharfen Stein
Herrn Burkhart in den Helm hinein.
Da sank Herr Burkhart unverzogen,
Und starb an seinem Sattelbogen,
Das Roß gieng mit dem Ritter durch
Und bracht ihn sterbend in die Burg.
»Wie hängt der Ritter auf dem Roß?
Sein Panzer ist ja rosenroth!
Legt ihn nur auf den Kirchhof fein,
Da wachsen viele Röselein.«
So ward die Ros in ihrem Blut,
Die frech erwuchs mit Uebermuth,
Gar bald zu nicht durch fromme Händ,
Das Rosenbad Gott von uns wend.