10. Erziehung durch Vergöttlichung

Verborgenheit!
Wie ist dein Meer so breit
Und wundertief, ich kann es nicht ergründen,
[215]
Man weiß kein Maaß, noch Ziel, noch End zu finden,
So lang man ist in der Vergänglichkeit,
Verborgenheit.
Die Herrlichkeit,
Die du hast allbereit,
Den Kindern deiner Lieb hier beygeleget,
Ist sonderlich. Wer dies Geheimniß heget,
Der trägt in sich auch zur elendsten Zeit
Die Herrlichkeit.
Du selber bist
Der Brunn, der ihnen ist
In ihrem Geist zum steten Heil entsprungen,
Durch dich ist ihnen manches Werk gelungen;
Doch leidets nicht so mancher falsche Christ,
Daß selbst du's bist.
Der Liebe Band
Ist vielen unbekannt;
Wie segnet sich der Geitzige im Herzen,
Wenn er mit Geld die Christen siehet scherzen;
Das macht, er kennt nicht Gottes Wunderhand
In diesem Band.
Darum versteckt
Der Herr, was er erweckt,
Die Kinder gehn nur immer im Verborgen,
Die doch noch kein Gericht besorgen;
Bis endlich Gott die Herrlichkeit entdeckt,
Die war versteckt.
So wandelt er
Im Heiligthum umher,
[216]
Mit leisem Schritt, der kann ihn nicht vernehmen,
Wer sich zur Einfalt nicht will ganz bequemen,
Wie er sonst nichts zu thun pflegt ohngefähr,
So wandelt er.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2011). Arnim, Ludwig Achim von. Gedichte. Des Knaben Wunderhorn. Band 3. Anmuthiger Blumenkranz aus dem Garten der Gemeinde Gottes. 10. Erziehung durch Vergöttlichung. 10. Erziehung durch Vergöttlichung. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-11AC-F