8. Trost im Leiden.
Ein Mann, der in großem Reichthum, in Wohlleben und Müßiggang gelebt hatte, verlor all sein Gut, und wurde darob ganz mißmuthig. Um sich zu zerstreuen und zu erholen, verließ er die Stadt, und ging so auf das Land. Er kam zuerst in ein Dorf; da sah er einen Bauer, der in seiner Scheune mit einer Schaufel das Getreide umwendete. Den fragte er warum er das thue? Der Bauer antwortete: damit das Getreide nicht Schaden leide, und in Fäulniß übergehe. Darauf kam er auf das Feld, und sah einen Bauer, der pflügte. Den fragt er auch: warum er das thue? Der Bauer antwortete: damit das Erdreich locker werde und Regen und Sonnenschein aufnehmen könne. Er ging weiter, und kam in einen Weingarten; da sah er einen Bauer, der die Reben beschnitt. Er fragte ihn gleichfalls, warum er das thue? Der Bauer antwortete: er beschneide die Reben, damit sie viele und gute Früchte tragen. – [58] Da ging der Mißmuthige in sich, und sagte: Warum ängstet sich meine Seele so hart? Ich bin der Weizen, der geworfelt werden muß, damit er nicht faule. Ich bin das Erdreich, das aufgerissen wird, damit es Segen empfangen könne vom Himmel. Ich bin die Rede, die beschnitten werden muß, damit sie gute Frucht trage für die Ewigkeit. – Demüthig trug er fortan sein Ungemach, als eine Züchtigung des Himmels.