282. Das verlorne Schriftenheft.
Auf dem Rathhause zu Krailsheim war ein Heft Schriften, wovon in einem Rechtsstreit das Wohl eines rechtschaffenen Hauses abhing, auf unerklärbare Weise abhanden gekommen. Der Stadtschreiber, welchem die Sache sehr anlag, suchte einmal nach dem Hefte den Rathssaal bis Mitternacht durch, da er es jedoch nicht auffand, rief er unwillig: »Teufel, gib die Schriften her, du hast sie doch in deinen Klauen!« Kaum hatte er diese Worte ausgestoßen, so fiel das Heft von oben herab vor seine Füße nieder; zugleich sprangen die Thürflügel auf, der Teufel und hinter ihm die Weiber der zwölf [266] Rathsherren fuhren auf gläsernen Ofengabeln mit Gebraus zum Saal herein und zur andern Thüre wieder hinaus. Vor Schrecken fiel der Stadtschreiber in Ohnmacht, wurde aber von dem Rathsdiener und dessen Frau, welche im untern Stock seinen Fall gehört hatten und heraufgeeilt waren, bald wieder zu sich gebracht. Am andern Tag übergab er die Schriften dem Rathe; jedoch ohne die Art ihrer Erlangung und das weiter dabei Geschehene zur Anzeige zu bringen.