379. Der Marsbrunnen.

In den Meerwiesen ist der Marsbrunnen, welcher vor Zeiten viel größer war, durch das Versinken der nahen Jörgenburg aber großentheils verschüttet wurde. Auf dieses brach er, in einer Entfernung von zwei Stunden, bei Bretzingen zu Tage, und dahin hat er schon Spreu geführt, die bei Walldürn in ihn geworfen worden. Ehemals hielten in dem Brunnen sich Meerweiblein auf, die oben wie Menschen, unten wie Fische gestaltet waren. Sie kamen abends nach Walldürn in die Spinnstuben und spannen mit, aber um neun Uhr gingen sie stets hinweg. Einmal verspäteten sie sich bis um zehn; als sie es wahrnahmen, eilten sie fort, indem sie zu den Leuten sagten, heute seien sie das letzte Mal [335] bei ihnen gewesen. Am andern Tag war das Wasser des Brunnens ganz mit Blut gefärbt, und die Meerweiblein sind niemals wieder gesehen worden.

Vor vielen Jahren ist ein Bauer mit vier Ochsen und einem Pferd in den Brunnen versunken. Er befindet sich nebst seinem Vieh noch darin, und wenn man hineinruft: »Bauer, Bauer mit zwei Paar Ochsen und einem Gaul, Pütterle por!« 1 so läßt er gleich Bläschen auf die Oberfläche steigen.

Fußnoten

1 Bläschen empor!

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2011). Baader, Bernhard. Sagen. Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden. 379. Der Marsbrunnen. 379. Der Marsbrunnen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-1AD7-0