326. Der Kornwucherer.

Ein reicher Geizhals zu Wiesloch, der in einem Hungerjahr eine Menge Frucht hatte, trieb damit solchen Wucher, daß er häufig einen Leib Brod mit einem Acker oder einer Wiese sich bezahlen ließ. Von den Armen wurde deßhalb die Verwünschung ausgesprochen: daß er im Grabe keine Ruhe haben möge. Als man seinen Leichnam aus dem Hause trug, schaute er leibhaftig zu einem obern Fenster heraus, worauf, statt des angefangenen Liedes, das »Verfluchter Geist« gesungen wurde. Unterwegs setzte sich ein schwarzer Vogel auf den Sarg, und als dieser im Grabe war, fiel dasselbe zusammen. In seinem Schlafrock, schwarzen kurzen Hosen, [300] weißen Strümpfen und Schuhen mit Schnallen spukte der Geizhals im Haus umher und ängstigte dessen Bewohner so sehr, daß sie es alle verließen. Nachdem dasselbe längere Zeit leer gestanden, ließ der Eigenthümer durch einen Juden den Geist bannen und in einem Winkel des Kellers einmauern, worin er noch jetzt ist und zu gewissen Zeiten sich hören läßt.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2011). Baader, Bernhard. Sagen. Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden. 326. Der Kornwucherer. 326. Der Kornwucherer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-1AFD-B