54. Des Schwarzenberger's Bekehrung.

Auf die schöne Tochter seines Bauers vom Wahlhof hatte der Ritter von Schwarzenberg sein lüsternes Auge geworfen. Er verlangte sie in seinen Dienst; aber ihr [38] Vater, obgleich er die Härte seines Herrn kannte, ließ sie nicht dahin. Da drohte ihm der Ritter, ihn vom Hofgut zu jagen, wenn er nicht dessen größten und vollsten Kirschbaum fällen und, die Pferde an die Krone gespannt, auf das Schwarzenberger Schloß schleifen würde, ohne eine einzige all der reifen Kirschen zu verletzen. Ohne Hoffnung, dies zu vollführen, ging der Bauer zu dem Baume, wo ein altes Männlein zu ihm kam und ihn fragte, warum er so betrübt sey. Nachdem es die Ursache erfahren, versprach es, ihm zu helfen. Stracks hieb es den Baum auf's geschickteste um, rief aus dem Wald drei Kohlrappen herbei, die es an die Krone des Baums spannte, und trieb sie dann, in Begleitung des Bauers, nach dem hoch und steil gelegenen Bergschloß. Als der Schwarzenberger sie dort ankommen und keine einzige Kirsche verletzt sah, war er höchlich erstaunt; das Männlein aber sprach zu ihm: »Weißt Du, wer den Kirschbaum hierher gezogen hat? Der erste Rappe ist Dein Vater, der zweite Dein Großvater und der dritte Dein Urgroßvater 1, welche die Bedrückung ihrer Unterthanen jetzt in der Hölle büßen, und Dir geht es einst eben so, wenn Du nicht von Deinen Sünden ablässest!« Da ergriff den Ritter die Furcht des Herrn, er that Buße und führte fortan ein gottgefälliges Leben.

Fußnoten

1 Andere sagen, es seyen sechs Rappen und diese die sechs nächsten Vorfahren des Schwarzenbergers gewesen.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2011). Baader, Bernhard. Sagen. Neugesammelte Volkssagen aus dem Lande Baden. 54. Des Schwarzenberger's Bekehrung. 54. Des Schwarzenberger's Bekehrung. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-1B94-F