384. Schätze und Spukerei auf dem Gotthardsberg.

Bei der Ankunft der Schweden war das viele Gold und Silber des Klosters schon in die unterirdischen Gewölbe versteckt und blieb daher jenen verborgen. Später gelang es den Amorbacher Mönchen, das meiste Geld zu heben, welches sie wagenvollweise in ihre Abtei führten. Auch Leuten aus Weilbach wurden einmal mehrere kostbare Kirchengefäße zu Theil. Die übrigen Schätze liegen noch in den Gewölben, und deßhalb zeigen sich auf dem Berge noch immer Lichter und weiße Gestalten.

Eines Tages sahen mehrere Leute in der verfallenen Kirche eine Klosterfrau vor dem Altar knieen und beten. Nachdem dieselbe aufgestanden war, nahm sie von dem Altar ein Körblein, worin Schriften und ein Schlüssel lagen, und hielt es den Leuten hin, daß sie es nehmen [339] sollten. Dieselben liefen aber voll Schrecken hinunter nach Amorbach, wo sie den Vorgang erzählten. Auf dieses begaben sich einige beherzte Männer in die Bergkirche, fanden aber weder Nonne noch Körblein mehr.

Ein andermal sah ein Weilbacher in dem zerstörten Kloster ein gespenstiges Feuer am Boden. Es graute ihm davor und er entfloh, wobei etwas Weißes ihn bis zum Bergabhang verfolgte. Vor Schrecken ward er krank und starb nach acht Tagen.

Bei einer Wallfahrt auf den Berg spürte ein unerwachsenes Mädchen, welches hinter den andern Leuten zurück war, einen starken Weingeruch, und als sie nachforschte, wo er herkomme, erblickte sie im Boden ein Loch und durch dasselbe einen großen Keller, worin viel Wein in seiner Haut lag. Auf dem Rückwege wollte sie denen, die mit ihr gingen, Keller und Wein zeigen; aber da war das Loch nicht mehr vorhanden.

In der Decke eines andern Gewölbes ist seit Jahren eine kleine Oeffnung, wodurch man einmal ein Senkblei an einer Schnur hinabließ, um die Tiefe des Gewölbs auszumitteln. Allein, so lang die Schnur auch war, konnte man doch keinen Boden finden.

In einer Nacht zwischen elf und zwölf gruben mehrere Männer nach den Schätzen und fanden eine Kiste voll Geld. Eben wollten einige sie aus dem Boden heben, als ein Unbekannter daher kam. »Da kommt jemand!« rief einer der Männer; »wer?« fragten diejenigen, welche die Kiste hielten. Bei diesem Gespräch sank die Kiste stracks in die Tiefe, und der Unbekannte war nachher nicht mehr zu sehen.

Andere Leute wurden einst, bei dem Graben nach den Schätzen, durch ein fürchterliches Gepolter verjagt.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2011). Baader, Bernhard. Sagen. Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden. 384. Schätze und Spukerei auf dem Gotthardsberg. 384. Schätze und Spukerei auf dem Gotthardsberg. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-1C4D-9