370. Der Teufel holt die Braut.

In einem Bergwäldchen bei Wölchingen versprachen ein Bursch und ein Mädchen aus diesem Dorfe sich wechselseitig die Ehe mit dem Schwur: dasjenige von beiden, welches sein Wort breche und ein Anderes heurathe, solle am Hochzeitstage hier vom Teufel zerrissen werden. Trotz dieses Versprechens nahm das Mädchen später einen andern, wobei das Hochzeitsfest in einer Scheuer gefeiert wurde. Bei demselben fand sich auch ein stattlicher Jäger ein, den niemand kannte, und welcher, wie jeder Gast zu thun pflegt, mit der Braut drei Ehrentänze machte. Am Ende des dritten zog er sie aus der Scheuer und aus dem Dorf mit sich den Berg hinauf, und als die übrigen Hochzeitleute, welche anfänglich die Sache für einen Scherz hielten, ihnen nachsetzten, waren beide nicht mehr zu sehen. Von Arbeitern auf dem Feld erfuhren sie dann, daß der Jäger mit dem Mädchen in das Bergwäldchen verschwunden sei; sie eilten dahin und fanden dort, zu ihrem großen Schrecken, die Kleider und den Kranz der Braut in Stücke zerrissen, und theils auf dem Boden zerstreut, theils an den Bäumen umherhängen; von ihr selbst aber, die ohne Zweifel auch vom Teufel zerrissen worden, war nichts mehr zu sehen. (Andere erzählen: die Kleider des Mädchens hätten unverletzt an einem Busch gehangen, und dabei, sorgfältig in ein Halstuch gewickelt, der Ring, den sie von ihrem früheren Geliebten hatte, und worin dessen [330] Name stand.) Von dieser Geschichte heißt der Berg Reißberg, das Wäldchen Reißhölzchen, und der Weg, welchen der Böse mit der Braut dahin eingeschlagen, höllisches Weglein.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2011). Baader, Bernhard. Sagen. Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden. 370. Der Teufel holt die Braut. 370. Der Teufel holt die Braut. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-1D53-2