102. Schatz bei Gernsbach.
Dem Taglöhner eines Gernsbacher Gutsbesitzers träumte drei Nächte nacheinander: er solle auf einem gewissen Acker seines Herrn, im Bezirk Entensee, zackern und die Mäuse, die dabei zum Vorschein kämen, unbeschrieen todtschlagen und sorgfältig bewahren; denn sie seyen Silbermünzen. Am Morgen darauf wurde er vom Gutsbesitzer, der von dem Traume nichts wußte, beauftragt, den erwähnten Acker zu pflügen. Um dabei die Ochsen zu leiten, nahm er einen Buben mit, dem er befahl, während der ganzen Arbeit nichts zu reden. Beim Zackern kamen eine Menge Mäuse aus dem Boden und sprangen dem Manne nach; er schlug sie stillschweigend todt, legte sie auf einen Haufen und deckte etwas darüber. Auf einmal [73] merkte er, daß die Pflugschaar in etwas stecke, und als er nachsah, fand er sie im Ringe eines Kessels, der ganz voll Geld war. Ueber das öftere Halten ungeduldig, rief jetzt der Bube dem Taglöhner, fortzumachen, und da sank der Kessel dröhnend in die Tiefe. Nachdem der Mann den Buben wegen des Rufens tüchtig gezankt hatte, schaute er nach dem Haufen Mäuse, und siehe, sie waren zu lauter silbernen Geldstücken geworden.
In zwei Jahren, am ersten März, Vormittags zwischen zehn und elf Uhr, sahen die Leute, welche dem Acker gegenüber wohnten, auf dem Platze, wo der Kessel versunken, etwas Glänzendes liegen. Beim zweiten Mal dachte der Mann, es sey ein Schatz und ging stillschweigend darauf zu; aber unterwegs wurde er von einer Frau gefragt, wo er hin wolle, und im Augenblick war das Glänzende verschwunden.