[60] Die zersprungene Glocke.

Wohl ist es herb und süß in langer Winternacht,
Wann durch den trüben Rauch die Flammen flackernd dringen,
Zu lauschen, wie Erinnern fern erwacht
Heim Klang der Glocken, die im Nebelmeere singen.
Glückselge Glocke siegender Gewalt!
Von der trotz ihres Alters über Welten
Stark und getreu der heilge Ruf erschallt,
Dem grauen Krieger gleich, der wacht in den Gezelten.
Jedoch mein Herz zersprang, und wenn sein gramvoll Lied
In tiefer Pein die Luft der kalten Nacht durchzieht,
So gleicht sein schwacher Ruf dem bangen Röcheln dessen,
Den man an einem See von dunklem Blut vergessen,
Von Leichen ganz bedeckt, in fürchterlichem Krampf,
Und der nun reglos stirbt trotz ungeheurem Kampf.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Rechtsinhaber*in
TextGrid

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2011). Baudelaire, Charles. Lyrik. Die Blumen des Bösen (Auswahl). Spleen und Ideal. Die zersprungene Glocke. Die zersprungene Glocke. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-1EF3-1