[64] Spleen.

Dem König eines Lands, das regnerisch und kalt,
Gleich' ich, reich aber schwach, jung und doch schon sehr alt.
Der voll Verachtung für der Höflingsschar Geziere.
Laß seiner Hunde ist wie aller andren Tiere.
Nichts kann erheitern ihn, nicht Falk noch Jägertroß,
Ja nicht einmal sein Volk, das stirbt vor seinem Schloß.
Des Lieblings-Narren wild-phantastische Gedanken
Entwölken längst nicht mehr die Stirn des Grausam-Kranken.
Zum Sarge wandelt sich sein Lager, reichgeschmückt.
Des Hofes Damen, die ein jeder Fürst entzückt,
So schamlos ihre Tracht, wills ihnen nicht gelingen,
Dem jungen Gramskelett ein Lächeln abzuringen.
Der weise Alchimist, der Gold gewann für ihn,
Kann nicht aus seiner Brust die schlimmen Gifte ziehn.
Und in den Bädern Bluts, die einstmals Rom erfunden
Für Mächtge dieser Welt in späten Lebensstunden,
Wird seinem Leichnam nicht erneute Kraft. Statt Blut
Rinnt durch die Adern ihm des Lethe grüne Flut.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2011). Baudelaire, Charles. Lyrik. Die Blumen des Bösen (Auswahl). Spleen und Ideal. Spleen [III]. Spleen [III]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-1F62-E