659. Die Schwestern von Troßky

Auf Chlumecz saßen Herren des Geschlechtes Berka von Dux und Leipa, und einer unter ihnen schrieb sich Otto Berka von Troßky auf Chlumecz. Troßky war eine Felsenburg, deren Riesenzacken miteinander durch Gemäuer verbunden waren und noch sind. Eine dieser Zacken, die höhere, heißt Baba (Mutter) und die andere Panna (Jungfrau). Vorzeiten wohnten auf diesen Zacken zwei Schwestern, die liebten einander so zärtlich wie Hund und Katze, zumal auch die Religion sie getrennt hielt; sie sahen jeden Morgen zum Fenster heraus, riefen einander Schimpfworte zu, deutsch und böhmisch, wie es kam, streckten einander die Zungen heraus, ballten gegeneinander die Fäuste, und jede erbaute im Dorfe Troßkowitz eine Kirche, um ja nicht mit der Schwester in Gemeinschaft zu kommen. Diese Kirchen oder Kapellen sind genau so weit voneinander entfernt als droben auf dem Berge die Zacken mit den Turmtrümmern. Die Schwestern hatten auch noch nach ihrem Tode keine Ruhe, und man hört noch immer in stillen Nächten droben aus den öden Fensterhöhlen ihr Gezänk herüber-, hinüber- und heruntergellen.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2011). Bechstein, Ludwig. Sagen. Deutsches Sagenbuch. 659. Die Schwestern von Troßky. 659. Die Schwestern von Troßky. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-2259-2