XXVI. Alexander Magnus.

Wie schön ist's doch, den Mächtgen vertraut zur Seite stehn!
Auf edle Völkerhirten viel Augen freudig sehn.
Wer ihrer Liebe theilhaft, wie wird er hoch geehrt,
Nur zeige der Planet sich stets seiner Sonne werth.
Ein Herrscher der mit Würde der Hoheit Scepter führt,
Der mit dem Arm der Weisheit des Landes Steur' regiert,
Der mit dem Schwert des Rechtes das Unrecht niederbeugt,
Der mit dem Blitz des Zornes lichtscheue That verscheucht –
Ein Herrscher der das Gute, nur weil es gut ist, thut,
Nicht, seiner Länder Ruthe, hinopfert Völkerblut,
Ja, Solchem folgt der Nachruhm, und Liebe fliegt vorau,
Fürwahr und solcher Herrscher war Maximilian.
Ihm schlug ein Herz im Busen so rein, wie lautres Gold,
Er war ein Freund der Musen und allen Künsten hold;
Zum Lorbeer, den das Wüthen der Schlachten ihm errang,
Flocht er sich schönre Blüthen durch hoher Lieder Sang.
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Kein Künstler ging mit Unmuth aus seinem Kaiserhaus,
Dem nicht zum Lohn geworden ein Ehrenblüthenstrauss.
Wie hat er, edler Dürer, Dich hoch als Freund geschätzt,
Wie Deiner Muse, Pfintzing, ein schönes Ziel gesetzt!
Zu Innspruck weilt der Kaiser, der edle deutsche Mann;
Nach Innspruck eilet Faustus zu Maximilian.
Schon hüllet düstre Dämmrung den Tag in Schattenflor,
Der Mann des Zaubers wandelt zum Kaiserhaus empor.
»Viel hat der Ruf verkündet von Euch!« der Herrscher spricht:
»Doch unsrer Lust genüget des Volkes Sage nicht.
Wir möchten selbst ein Probstück von Euern Künsten sehn,
Sofern es sonder Beistand des Bösen kann geschehn!«
›Nicht Kunst ist, was ich übe!‹ spricht Faustus mit Bedacht:
»Nennt es nicht Kunst, Herr Kaiser, nein, nennt es lieber Macht.
Ich bin kein eitler Gaukler, der Euch gross Ding verheisst,
Und dann gemalte Geister im Schattenspiel Euch weisst.«
»Soll meine Macht Euch dienen! Befehlt, Euch dient sie gern;
Ich rufe meine Geister nicht vor unwürd'gem Herrn.
Ob mir vom Guten Beistand, vom Bösen Hülfe kommt?
Euch gelt' es gleich, dem Schauen, nicht aber Grübeln frommt.«
Der alte Kaiser ruhig des Magus Rede hört,
Und nimmt das Wort: »So bleibe vom Einwurf ungestört,
Ob eine Himmelsmacht Dir, ob Andre Kraft Dir giebt,
Erhelle nur die Nacht mir, die mir mein Denken trübt!«
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»Mich floh der Schlummer oft schon, wenn ich sein Nahn erbat,
Und irdscher Grösse Trugbild vor meine Seele trat;
Ich sah die Kaiser alle vor mir vorüber gehn,
All' meine hohen Ahnherrn hab' ich im Geist gesehn.«
»Sie haben Ruhm errungen, des Grossen viel vollbracht,
Doch was war ihre Stärke gen Alexanders Macht,
Der sich mit Jünglingsfeuer den Erdkreis unterwarf,
Mit dem der Herrscher keiner an Ruhm sich messen darf?!«
»Ihn möcht' ich schaun, den Grossen, o ruf' ihn mir herbei!
Dass ich ins Herz mir präge des Helden Konterfei.
Die Nachwelt ist ein Schatten, die Vorwelt Heldenglanz,
Ach, ein entfallnes Blatt nur aus der Zeiten Wunderkranz!«
So Maximilianus, – und Faustus ernsthaft spricht:
»Ihr sollt den Helden schauen, seht ihn, doch redet nicht!«
Und leise Worte murmelnd er seinen Stab bewegt,
Darauf sich tiefes Dunkel um beide nächtlich legt.
Nun schwebt ein Heldenschatten in das Gemach herein;
Ein Mann, umwallt von Goldhaar, doch finster blickt er drein;
Sein Auge flammt, hinreicht ihm der Kaiser seine Hand,
Doch düster hat der Geist sich von ihm hinweggewandt.
Und schwindet hin; drauf glänzend ein schönes Weib sich zeigt,
Die mit holdsel'gem Lächeln sich vor dem Kaiser neigt.
Ihr Angesicht ist freundlich und blühend wie der Lenz,
Auf ihrem Busen schaukeln sich Perlen des Orients.
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Und als auch sie sich wendet und still von hinnen geht,
Und des Kaisers Blick ihr nachfolgt, der Frau voll Majestät,
Sieht auf des Nackens Schneepracht der Herr ein kleines Mal
Und ruft: »Das war Roxana, des Helden Ehgemahl!«
Und spricht zu Faustus huldreich: »O bleibt bei mir hinfort,
Ich will als Freund Euch halten, bei meinem Kaiserwort!
Und habt Ihr mich erfreuet, so will ich Euch erfreun,
War Eure Macht mir dienstbar, soll's Euch die meine sein!« –
Wohl ist es schön, den Mächtgen vertraut zur Seite stehn!
Man sieht den fremden Meister stolz mit dem Kaiser gehn.
Wie neigen sich die Schranzen, wie wird er hoch geehrt!
Gar höflich sind die Schranzen – so lang' die Gnade währt.
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TextGrid Repository (2011). Bechstein, Ludwig. Lyrik. Faustus. Ein Gedicht. 26. Alexander Magnus. 26. Alexander Magnus. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-2607-9